Die fortschreitende Digitalisierung hat nicht nur neue Geschäftsmodelle hervorgebracht, sondern auch eine neue Angriffsfläche für Cyberkriminelle geschaffen. Die wirtschaftlichen Schäden sind immens: Allein im Jahr 2024 belief sich der Gesamtschaden durch Cyberkriminalität laut dem Digitalverband Bitkom auf rund 179 Milliarden Euro – ein Höchstwert, der die Dringlichkeit von Investitionen in die IT-Sicherheit unterstreicht.
Laut einem aktuellen Kurzbericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit dem Titel „Cybersicherheit: Kompetenzen gefragter denn je“ hat sich die Zahl der Online-Stellenanzeigen mit Bezug zu Cybersicherheitskompetenzen zwischen 2019 und 2024 von 117.000 auf rund 203.000 nahezu verdoppelt. Insbesondere während der Corona-Pandemie, als Homeoffice und digitale Prozesse sprunghaft zunahmen, stieg die Nachfrage nach IT-Sicherheitsfachkräften deutlich. Doch obwohl die Unternehmen massiv investieren – die Ausgaben für IT-Sicherheit stiegen 2024 um 13,8 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro –, bleibt ein strukturelles Problem bestehen: Es fehlt an qualifiziertem Personal. Für etwa drei von zehn offenen Stellen im Bereich IT-Security gab es im Dezember 2024 laut IW-Datenbank keine passend qualifizierten Arbeitslosen. Über alle IT-Berufe hinweg könnten laut Bitkom bis zum Jahr 2040 bis zu 663.000 IT-Fachkräfte fehlen.

Besonders gefragt sind Fachkräfte mit Kenntnissen in Normen wie ISO 27001, aber auch mit Erfahrungen in Datenmanagement und Künstlicher Intelligenz. Die Relevanz zeigt sich auch in der Breite der Branchen: Von Behörden mit Sicherheitsaufgaben über Energieversorger und Verteidigungsbetriebe bis hin zur Automobilindustrie suchen viele Unternehmen nach Expertise im Bereich Cybersicherheit – gerade im Kontext Kritischer Infrastrukturen (KRITIS).
Ein interessanter Befund der Studie: Der Rückgang an Cyber-Stellenanzeigen im Jahr 2024 um 18,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist nicht auf ein Nachlassen der Relevanz, sondern vielmehr auf die allgemein schwache Konjunktur zurückzuführen. Relativ gesehen bleibt der Anteil der Cyber-Stellen auf hohem Niveau stabil. Zugleich wird Künstliche Intelligenz im Cyberraum zu einem doppelten Spiel: Sie kann einerseits helfen, Angriffe frühzeitig zu erkennen und abzuwehren. Andererseits nutzen auch Cyberkriminelle KI-gestützte Systeme, um gezielter und automatisierter Schwachstellen auszunutzen. Ein regelrechtes Wettrüsten ist im Gange, warnt der IW-Kurzbericht unter Berufung auf Experten wie Álvaro Hidalgo.
Damit Cybersicherheit in Deutschland nicht am Fachkräftemangel scheitert, braucht es ein konzertiertes Vorgehen. Politik, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen müssten gemeinsam Maßnahmen ergreifen – von gezielter Aus- und Weiterbildung über Umschulungen bis hin zur Anwerbung internationaler IT-Expertinnen und -Experten.
Quelle: IW-Kurzbericht 39/2025 „Cybersicherheit: Kompetenzen gefragter denn je“ von Jan Büchel, Barbara Engels und Jan Engler, erschienen am 25. April 2025.