Bauen, Kaufen, Mieten: Immobilienstrategien für Unternehmen in Zeiten hoher Zinsen

Wann sich ein Standortkauf lohnt, wann Flexibilität zählt - und was Banken erwarten

04. Juni 2025
Bauen, Kaufen, Mieten: Immobilienstrategien für Unternehmen in Zeiten hoher Zinsen

Moderne Gewerbeimmobilien: Der Neubau bietet Unternehmen maẞgeschneiderte Lösungen von der Logistik bis zur Energieeffizienz. Foto: onlyyouqj-stock.adobe.com

Ob Büro, Produktionshalle oder Logistikstandort – betriebliche Immobilienentscheidungen gehören zu den folgenreichsten Weichenstellungen eines Unternehmens. Lange galt: Wer kaufen kann, sollte kaufen–der Aufbau von Vermögen, planbare Kosten und Unabhängigkeit vom Vermieter sprachen für den Erwerb. Doch mit gestiegenen Zinsen, veränderten Märkten und neuen Anforderungen an Flexibilität hat sich das Blatt gewendet. Heute stellt sich für viele Unternehmen neu die Frage: bauen, kaufen oder doch besser mieten?

Kauf - nur mit tragfähigem Fundament

Der Kauf einer gewerblichen Immobilie galt über Jahrzehnte als solide Strategie – nicht zuletzt wegen der attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten. Doch die Zeiten historisch günstiger Zinsen sind vorbei.

Die Finanzierungskosten haben sich innerhalb weniger Jahre teilweise verdoppelt, und mit ihnen die monatliche Belastung. Dennoch kann ein Kauf sinnvoll bleiben – wenn das Unternehmen langfristig stabil ist, über ausreichende Eigenmittel verfügt und der Standort dauerhaft gebraucht wird. Besonders für inhabergeführte Betriebe, die den Betriebssitz als strategischen Anker sehen, ist Eigentum oft Teil der Unternehmenskultur.

Wichtig ist eine realistische Planung:

- Wie viel Kapital ist verfügbar?
- Wie entwickeln sich Betriebskosten, Instandhaltung, steuerliche Belastung?
- Und: Bleibt der Standort auch in zehn Jahren noch passend – infrastrukturell, personell, logistisch?

Banken erwarten bei Finanzierungsanfragen heute mehr denn je: belastbare Zahlen, einen soliden Businessplan, einen klaren Verwendungszweck – und nicht zuletzt: eine nachvollziehbare Risikobewertung.

Mieten - flexibel bleiben, Optionen wahren

Immobilienstrategien müssen heute durchdacht sein - Banken erwarten belastbare Konzepte und transparente Finanzierungsmodelle. Foto: peopleimages.com - stock.adobe.com
Immobilienstrategien müssen heute durchdacht sein - Banken erwarten belastbare Konzepte und transparente Finanzierungsmodelle. Foto: peopleimages.com - stock.adobe.com

Gerade für wachsende oder strukturell im Wandel befindliche Unternehmen kann Miete die bessere Wahl sein. Sie bindet weniger Kapital, bietet räumliche Flexibilität und lässt sich oft schneller realisieren. Zudem lassen sich gemietete Flächen leichter an veränderte Anforderungen anpassen – etwa bei Standortverlagerungen, Umstrukturierungen oder temporären Projekten.

Ein Nachteil: Der Mietmarkt ist in vielen Regionen angespannt, und hochwertige Gewerbeflächen sind rar. Die Preisentwicklung ist kaum planbar, die Vertragsbedingungen variieren stark – hier ist eine gute Verhandlungsposition entscheidend. Auch sollten Unternehmen darauf achten, langfristige Mietverträge mit klaren Optionen zu verhandeln, um Planungssicherheit zu gewährleisten.

Tipp: Sale-and-Lease-back-Modelle bieten Eigentümern die Möglichkeit, Immobilienkapital freizusetzen, ohne den Standort zu verlieren – eine Strategie, die gerade in finanzierungsintensiven Zeiten wieder an Bedeutung gewinnt.

Neubau - passgenau, aber aufwendig

Ein Neubau kann die ideale Lösung sein, wenn bestehende Immobilien nicht mehr ausreichen und der Mietmarkt keine geeignete Alternative bietet. Der Vorteil: Der Standort kann exakt auf die betrieblichen Anforderungen zugeschnitten werden – energetisch, logistisch, produktionstechnisch. Allerdings: Baukosten, Genehmigungszeiten, Lieferengpässe und Personalverfügbarkeit machen Neubauprojekte komplex – zeitlich wie finanziell.

Unternehmen sollten realistisch kalkulieren, Puffer einplanen und frühzeitig mit Behörden und Finanzierern sprechen. Viele Förderprogramme, etwa für energieeffizientes Bauen oder nachhaltige Gewerbeprojekte, bieten zusätzliche Anreize – werden aber oft nicht ausgeschöpft.

Was Banken heute sehen wollen

Egal ob Kauf, Bau oder Mietmodell mit langfristiger Bindung – Finanzierer legen heute mehr Wert auf Risikobewertung, Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit. Ein überzeugendes Finanzierungskonzept beinhaltet:

- eine realistische Kostenschätzung (inkl. Nebenkosten und Rücklagen),
- eine klare Bewertung der künftigen Nutzbarkeit,
- nachhaltige Sicherheiten,
- und idealerweise: Synergien mit Fördermitteln oder steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten.

Auch ESG-Kriterien spielen bei der Finanzierung zunehmend eine Rolle – etwa bei energetischer Sanierung oder Standortwahl. Unternehmen, die hier vorausschauend planen, sichern sich oft bessere Konditionen.