
Der Westerwaldkreis feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Das Jubiläum bietet Anlass dazu, ein wenig zurück und insbesondere nach vorn zu schauen. Eine der zentralen Herausforderungen bei der„Geburt des Westerwaldkreises“ lag darin, Bestehendes so zu strukturieren, dass ein größerer einheitlicher Nutzen entstand, mit dem Ziel zusammenzuführen und zusammenzuhalten. Dieser Gedanke ist für mich zurzeit sehr aktuell, denn wieder gilt es - vielleicht mehr denn je - die Dinge zusammenzubringen. Dafür sind für mich drei Punkte von zentraler Bedeutung: Verantwortung, Vertrauen und Verbindlichkeit.
Wir brauchen Menschen, die Verantwortung übernehmen und die Zukunft gestalten wollen. Das bedarf eigener Ideen und Überzeugungen. Vor allem aber erfordert es im demokratischen Miteinander, den Blick auf das Wohl der Gemeinschaft zu richten und gegebenenfalls persönliche Interessen zurückzustellen. Außerdem heißt das, manchmal unpopuläre Entscheidungen zu treffen, sich unbeliebt zu machen, um das bestmögliche Gesamtergebnis zu erhalten.
Wir brauchen Vertrauen, damit die Menschen, die Verantwortung übernehmen, Handlungsspielräume bekommen, in denen sie gestalten und Lösungen finden können. Wenn Vertrauen fehlt und an dessen Stelle-Regulierungen, vermeintliche Steuerungsinstrumente, Missgunst oder Egoismus treten, werden wir nicht zum Ziel kommen. Nebenbei wird die Bereitschaft schwinden, sich zu engagieren.
Wir brauchen Verbindlichkeit in der Ausrichtung und in Aussagen. Damit meine ich Planungssicherheit durch eine strategische Grundaussage. Nur wenn wir eine Vorstellung davon haben, wohin wir langfristig wollen, können wir zielgerichtet Maßnahmen entwickeln und Entscheidungen treffen. Dazu gehört ebenfalls, dass Geduld und Beharrlichkeit nötig sein können. Der Verlockung von „Strohfeuern“ und „Schnellschüssen“, die kurzfristig Erfolge zeigen könnten, gilt es zu widerstehen. Bezogen auf die Aussagen bedeutet es für mich, dass wir nur versprechen, was wir halten können und zur Benennung eines Problems auch gleichzeitig einen Lösungsansatz zur Diskussion stellen sollten.
Mit diesen Voraussetzungen kann es aus meiner Sicht gut gelingen, Dinge zusammenzuführen und zusammenzuhalten. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die ICE-Strecke mit Bahnhof in Montabaur. Nach anfänglichem Kopfschütteln und einigen Widerständen ist es dem gemeinsamen Einsatz mutiger Entscheiderinnen und Entscheider sowie vieler Unterstützender, die an das Projekt geglaubt haben, zu verdanken, dass 2002, nach 17-jähriger Planungs- und Bauzeit, endlich ein Zug hier Halt machen konnte.
Solche Erfolge zeigen, dass Zusammenhalt und Kooperation der richtige Weg ist. Daher feiere ich ehrlich gesagt weniger die 50 Jahre als vielmehr das Engagement so vieler in Politik, Wirtschaft, Bildung, Forschung, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Ehrenamt, die dazu beitragen, dass wir auf diesem Kurs bleiben.
