ChatGPT ist derzeit sehr populär. Die KI kann in Sekunde eingegebene Fragen beantworten, ganze Texte zusammenfassen oder Programmiercodes erstellen. Auf der einen Seite zeichnen sich viele Vorteile für Wirtschaft und Gesellschaft ab, auf der anderen Seite warnen Experten vor Gefahren und fordern Regulierung. Interessant ist deshalb, ob und wofür Unternehmen ChatGPT bereits einsetzen.
Die Einführung von ChatGPT durch das Unternehmen OpenAI im November 2022 hat eine hitzige Debatte über Vorteile, Risiken und Regulierungsbedarf der generativen Künstlichen Intelligenz (KI) entfacht. Mithilfe von generativer KI werden neue Inhalte wie Text oder Bilder erzeugt. ChatGPT findet dabei als Chatbot auf jegliche Fragen präzise Antworten, kann Texte zusammenfassen und erstellen oder Programmiercodes schreiben. Dabei nutzt der Algorithmus riesige Datenmengen an jeglichen im Internet verfügbaren Texten bis einschließlich September 2021 (ChatGPT-4). Er berechnet jeweils Wahrscheinlichkeiten, mit denen Wörter im Internet hintereinander auftreten und wählt, basierend auf der jeweiligen Fragestellung, die Wortreihenfolge mit der höchsten Wahrscheinlichkeit aus. ChatGPT „weiß“ somit nicht die Antwort, sondern generiert die Antwort aus bestehenden Texten im Internet, die am wahrscheinlichsten ist.
Darin liegt auch ein Kernpunkt der Kritik an ChatGPT und dem Bedürfnis zur Regulierung: Es gibt keine Gewährleistung dafür, dass die jeweiligen Antworten korrekt sind. Außerdem entsteht beispielsweise im Bildungsbereich die Sorge, dass aufgrund der jeweils individuellen Antworten von ChatGPT Studierende und Schüler ganze Haus- oder Abschlussarbeiten von ChatGPT erstellen lassen könnten, ohne dass sie über Plagiatsprüfungen auffallen würden.
Neben Risiken besitzt ChatGPT auch Potenziale für Wirtschaft und Gesellschaft. Beispielsweise plant Microsoft als einer der größten Investoren von OpenAI, KI zukünftig verstärkt in seine Office-Programme zu integrieren (Microsoft, 2023). Dadurch könnten Ergebnisse einer Besprechung automatisiert zusammengefasst oder vollständige Emails sowie Präsentationen auf Basis von Stichworten erstellt werden. Unternehmen können ChatGPT aber auch außerhalb von bestehenden Anwendungen nutzen, beispielsweise für eigene Recherchen, zur Textgenerierung oder zur Erstellung von Programmiercodes.
Generative Kl für jedermann
Im Gegensatz zu älteren großen Sprachmodellen, die nur mit hoher technischer Expertise sowie hohen Rechenkapazitäten oder Cloud-Computing-Kosten verwendet werden konnten, ist ChatGPT sofort einsatzbereit und einfach zu bedienen. Denn gerade kleineren Teams mit weniger spezialisiertem Personal verspricht ChatGPT enorme Effizienzgewinne bei der Umsetzung von Projekten. Beispielsweise können mit Hilfe von ChatGPT auf Knopfdruck neue Produktfeatures identifiziert, Preismodelle erstellt, oder ganze Marketingstrategien entwickelt werden.
Vorsichtiges Herantasten der Unternehmen
Trotz aller Vorteile von ChatGPT und dessen wachsender Beliebtheit tasten sich Unternehmen eher vorsichtig an die neue Technologie heran. Denn konkret werden Kompetenzen rund um ChatGPT in Stellenanzeigen bislang nur selten nachgefragt, auch wenn die Nachfrage steigt. Die Zurückhaltung der Unternehmen kann zudem entstehen, wenn sie Rechtsunsicherheit wahrnehmen. Zukünftig soll generative KI im Rahmen des Al-Act der EU reguliert werden (Europäische Kommission, 2023]. Darin sollen verschiedene KI-Anwendungen je nach Risiko für Wirtschaft und Gesellschaft in verschiedene Klassen eingeteilt und unterschiedlich stark reguliert werden. In welche Klasse dabei generative KI wie ChatGPT fällt und welche Auswirkung dies für einsetzende Unternehmen hat, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt. Dabei wäre schnelle Rechtssicherheit wichtig, damit Unternehmen wissen, wie sie ChatGPT mittel- bis langfristig nutzen können. Allerdings sollte der Rechtsrahmen so ausgestaltet sein, dass die Potenziale von ChatGPT für Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin nutzbar bleiben.
Auszug aus: IW-Kurzbericht 32/2023 Jan Büchel/ Armin Mertens, 13.05.2023