Fachkräfte werden händeringend gesucht. Vermeintlich weiche Standortfaktoren wie Kita-Plätze in der Region und eine ÖPNV-Anbindung sind mittlerweile entscheidend für die Gewinnung von Mitarbeitenden. Die Unternehmen in Rheinland-Pfalz setzen bei der Gewinnung von Fachkräften immer stärker auf digitale Kanäle. Nahezu alle Betriebe nutzen nach einer in Mainz vorgestellten Umfrage der Industrie- und Handelskammern Online-Stellenanzeigen. Print-Anzeigen gibt danach nur noch jedes zweite Unternehmen in Rheinland-Pfalz in Auftrag. Rund 500 Betriebe aller Größen und Branchen im Land hatten sich an der Umfrage zum Fachkräftereport Rheinland-Pfalz der Kammern beteiligt.
Die sozialen Medien hätten mit knapp 70 Prozent bei der Rekrutierung von Beschäftigten stark an Bedeutung gewonnen und mit der Agentur für Arbeit gleichgezogen. An vierter Stelle folgten Empfehlungen von Mitarbeitern und Initiativbewerbungen, teilte die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz mit.Qualifizierung und Weiterbildung seien der Attraktivitätsfaktor Nummer eins im Wettbewerb um geeignete Fachkräfte. Rund 70 Prozent der befragten Unternehmen würden in ihren Stellenanzeigen mit der Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden werden. Zudem sei die Infrastruktur ein erfolgskritischer Faktor bei der Gewinnung von Fachkräften, teilten die Kammern als weiteres Ergebnis der Umfrage mit. Wichtige Punkte seien auch die Anbindung an den ÖPNV, Betreuungsstrukturen und geeigneter Wohnraum.
Für die Unternehmen sei der Arbeitnehmermarkt ein entscheidender Standortfaktor. Insgesamt sind nach der Umfrage aber lediglich 16 Prozent mit der Verfügbarkeit von Fachkräften zufrieden. Besonders die kleineren und mittelständischen Unternehmen bewerteten den Arbeitnehmermarkt in ihrer Umgebung als nicht ausreichend.
Der Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Günter Jertz, und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) bezeichneten die Gewinnung von Fachkräften als eine der bedeutendsten Faktoren für den Erfolg der Unternehmen im Land. Wichtig sei, dass zugewanderte Fachkräfte aus dem Ausland schneller in die Betriebe gebracht und die berufliche Bildung weiter vorangetrieben werde, betonte Schmitt. Ungenutzte Potenziale für den Arbeitsmarkt gebe es auch noch bei älteren Arbeitnehmern und der Beschäftigung von Frauen, sagte die Wirtschaftsministerin. Eine weitere Möglichkeit für mehr Beschäftigung sei außerdem, mehr Teilzeitbeschäftigte in Vollzeit zu bringen und die Zahl der Schulabbrecher zu verringern. dpa/Bernd Glebes