Einfach mal „Danke“ sagen

Gedanken von Knut Schneider, Regionalgeschäftsführer IHK Simmern

15. Oktober 2022
Einfach mal „Danke“ sagen

Knut Schneider Foto: IHK Koblenz

Einfach mal "Danke" sagen kennen Sie das? Sie sitzen an ihrem Arbeitsplatz und aus heiterem Himmel erhalten Sie einen Anruf oder einen persönlichen Besuch Ihres Chefs. Dieser bedankt sich bei Ihnen für Ihre gute Arbeit, lobt Sie für einen besonderen Auftrag, den Sie an Land gezogen haben oder schwärmt von der gelungenen Kundenveranstaltung, die Sie durchgeführt haben.

Wenn Sie jetzt antworten: "Nein, das kenne ich nicht." machen Sie sich keine Sorgen, denn wie Ihnen geht es circa 3/4 der Mitarbeitenden in Deutschland. ,,Net geschimpft, ist gelobt genug" hieß es früher im Schwäbischen, aber nach der Gallup-Studie 2021 scheint dieser Führungsstil noch heute in vielen Chefköpfen zu stecken.

Die Wertschätzung und Achtsamkeit gilt in vielen Führungsetagen immer noch nicht als Erfolgs- und damit Wertschöpfungsfaktor. Doch in Zeiten von Digitalisierung, New Work und einer allgemeinen Mangel an Arbeits- und Fachkräften ist diese Haltung nicht nur aus der Zeit gefallen, sondern extrem gefährlich für die Zukunft eines jeden Unternehmens. Denn die Zahl der wechselwilligen Mitarbeitenden liegt nach aktuellen Umfragen bei über 25 Prozent, Tendenz steigend.

Um die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen aber meistern zu können, bedarf es einer starken, geschlossenen Teamleistung, die sich nur mit einem modernen, am Menschen orientierten Führungsstil erreichen lässt. Dabei geht es nicht um Kickertische im Aufenthaltsraum, Yoga in der Mittagspause oder die 4-Tage Woche bei vollem Lohnausgleich. Es geht um ein Umdenken im Führungsverständnis und damit einhergehend im Führungsverhalten. Empathie ist als persönliche Kompetenz zukünftig ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Denn nur wer die Fähigkeit besitzt, sich in andere hineinzuversetzen, wird Veränderungen anstoßen können.

Grundsätzlich keine wirklich neue Erkenntnis. Schon länger können wir im Sport verfolgen, wie Leadership und Erfolg zusammenhängen. Jürgen Klopp oder Christian Streich sind dafür passende Beispiele. Sie sind Vorbilder für ein modernes Management, weil sie Spielern, Mitarbeitenden und selbst Gegner auf Augenhöhe begegnen. Bei ihnen steht nicht der nächste Titel für die hauseigene Vitrine im Vordergrund, sondern für sie ist wichtig die ihnen anvertrauten Spieler gleichermaßen zu befähigen und zu fördern, so dass diese ihre Potenziale bestmöglich abrufen.

Mit ihren klaren Zielen und Werten sind sie gleichzeitig Motivator für die Mannschaft und Impulsgeber für den Verein. Sie vermitteln jedem Spieler den so wichtigen Glauben an sich selber und das gesamte Team Dabei sind sie immer mit beiden Füßen fest auf dem Boden beziehungsweise Fußballplatz - "the normal ones" halt.

Aber was sollen nun Führungskräfte mit traditionell hierarchischem Führungsverständnis tun, die noch immer ihre Kraft vor allem aus der formellen Macht herausziehen und sich von modernen Führungsstilen bedroht fühlen? Auch Führung ist Trainingssache. So können sich Führungskräfte regelmäßig in Trainings tiefer mit den eigenen Denk- und Verhaltensmustern auseinandersetzen und keine Angst davor haben sich von diesen zu lösen. Damit könnte in vielen Organisationen eine offene Kultur und mehr Raum zum Atmen Einzug halten. Das Einräumen eigener Fehler wäre dabei ein guter erster Schritt oder einfach den Mitarbeitenden mal ehrlich Danke sagen - dabei würden viele Chefs erkennen, dass New Leadership nicht nur Erfolg bringt, sondern auch zu eigener persönlicher Zufriedenheit führt und sogar richtig Spaß machen kann. 1:0 für New Leadership.