Die erneuerbaren Energien sind die Zukunft

Rheinland-Pfalz setzt Solar-Akzente bei der Energiewende

17. Juni 2023
Die erneuerbaren Energien sind die Zukunft

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Der Klimawandel und seine Folgen sind ein aktuell oft und nicht selten kontrovers diskutiertes Thema in vielen Bereichen unserer Gesellschaft. In der Politik gibt es unabhängig von der Energiepreisfrage zahlreiche Aktivitäten, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens innerhalb der nächsten gut 15 Jahre zu erreichen. Die Energiewende soll dazu das wesentliche Fundament bilden. Weniger bis gar kein Ausstoß mehr von klimaschädlichen Emissionen, hin zu erneuerbaren Energien, die uns vor allem durch die Natur zur Verfügung gestellt werden - das ist der aufgezeichnete Weg. Rheinland-Pfalz hat sich dazu das Ziel gesteckt, den Stromverbrauch im Land bis zum Jahr 2030 bilanziell vollständig durch erneuerbare Energien abzudecken.

Energie erneuern geht nicht, die Gewinnung ist der Schlüssel

Aber was ist unter "erneuerbare Energie“ zu verstehen? Streng physikalisch gesehen, ist der Begriff irreführend. Denn Energie kann man weder unwiederbringlich verbrauchen noch neu erschaffen Energie ist in vielen Erscheinungsformen dauerhaft vorhanden. Erst durch die Umwandlung dieser Kräfte in Elektrizität, Wärme oder Kraftstoffe wird diese Energie für den Menschen nutzbar. Der Schwerpunkt lag in den zurückliegenden Jahrzehnten dabei auf der Verbrennung fossiler Stoffe wie Öl, Gas und Kohle. Diese Quellen sind erst in Millionen von Jahren wieder neu verfügbar und nach menschlichem Maßstäben nicht erneuerbar. Dass die Emissionen der Verbrennung den Klimazielen entgegenstehen, braucht an dieser Stelle nicht extra beleuchtet zu werden.

Deshalb ist die Energiewende im Land klar auf andere Quellen zur Energiegewinnung ausgerichtet. Dabei spielen die Bioenergie (Biogasmasse), die Geothermie, die Wasser- und Windkraft und nicht zuletzt Sonnenenergie die Hauptrollen. Gerade auf die Solarenergie setzt Rheinland-Pfalz bei seinem Engagement für die Energiewende. Ein Solarkataster dient als Erstinformation für Immobilienbesitzer, mit dem Landes-Solargesetz zum 01.01.2023 wurde für Gewerbeneubauten und für neue Parkplatzflächen mit mindestens 50 Stellplätzen eine Pflicht zur Installation von Fotovoltaikanlagen gesetzlich vorgeschrieben.

Der Markt der Solarenergie ist in Bewegung

Andre Steffens und Sven Endris planen und realisieren mit ihrem Team der Wi Solar GmbH Fotovoltaik-Anlagen für den Einsatz vor allem auf den Dächern von Industrie- und Gewerbegebäuden. „Grundlage für eine effiziente Energienutzung ist eine gute Planung“, sagt Sven Endris. Dazu dient eine Standortanalyse, die u.a. auf den Wetterdaten der letzten 40 Jahre, der Statik und Gebäudeausrichtung sowie dem Sonnenverlauf zu den unterschiedlichen Jahreszeiten basiert. Technische und wirtschaftliche Daten fließen in ein ausgewogenes energetisches Konzept ein, um neben der Effizienz auch eine möglichst langlebige Nutzung der Anlagen zu gewährleisten. „Wir gehen heute davon aus, dass eine Fotovoltaik-Anlage etwa 25 Jahre genutzt werden kann. Abhängig von der Größe, der Leistung und Nutzung hat sich eine Investition nach etwa 8 bis 10 Jahren amortisiert“, kann Andre Steffen aus den vorhandenen Erfahrungen berichten.

Die Nachfrage nach solchen Anlagen ist groß, auch wenn die bisher gewährten Einspeisevergütungen der Betreiber in das öffentliche Stromnetz im Laufe der letzten Jahre deutlich gesunken sind. „Es sind aktuell angesichts der Entwicklung der Strompreise überwiegend ökonomische Gründe, die das Interesse an Energiealternativen antreiben“, berichtet Steffens. Aber auch die ökologischen Gründe, das wachsende Bewusstsein der Umweltproblematik und die Zukunftsorientierung in Fragen der Energienutzung sind immer mehr spürbar. Das verstärkt das Umdenken der Kunden, den aus der Solarenergie gewonnenen Strom eher für den Eigenbedarf zu nutzen, statt ihn zusätzlich gewinnbringend in das Stromnetz einzuspeisen.“

Bürokratie schafft Hürden, Fachkräfte fehlen

Viele Argumente sprechen also für den vom Land beabsichtigten Wandel hin zu einer Klimaneutralität bei der Energiegewinnung. Trotzdem gibt es offenkundig viele Hemmnisse, diesen zügig voranzutreiben, wie Sven Endris anführt: „Wir benötigen für die Installation einer Großanlage von etwa 600 bis 700 kWp etwa sechs Wochen. Die meisten vorhandenen Dächer sind ohne zusätzliche Umbauten dafür geeignet, es bedarf auch keines gesonderten Bauantrages. Trotzdem dauern die Verfahren bis zum genehmigten Betrieb einer Solaranlage zwischen sechs bis zehn Monaten, da hier viele behördliche Stellen und nicht zuletzt die Energieversorger und Netzbetreiber ihre ganz eigenen Anforderungen stellen. Da geht es natürlich auch um den Bestand vorhandener Märkte und Interessen, die nicht immer so schnell unter einen Hut zu bekommen sind.

Bürokratieabbau ist das Gebot der Stunde

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Der gezielte Abbau dieser Bürokratie sowie die Entwicklung von weiteren Möglichkeiten zur Energiespeicherung würden der Energiewende sicher einen enormen Schub geben und sowohl den Anbieter wie auch den Kunden ihre Beteiligung daran erleichtern.“ Die Verfügbarkeit von modernen Solarmodulen und den notwendigen Komponenten für den Betrieb ist vorhanden. Was aber fehlt, sind Fachkräfte für die Planung und die Montagen, was die Anbieter angesichts der steigenden Nachfrage in ihren Dienstleistungen zusätzlich limitiert.

„Wir sind in Rheinland-Pfalz auf einem guten Weg, was die Energiewende angeht“, resümiert Andre Steffens unser Gespräch. Den vieldiskutierten Wegfall der Atomenergie bei der Stromerzeugung können wir schon heute durch die erneuerbaren Energien mehr als wettmachen. Die intelligente Lösung ist der Mix aus Energiequellen, der es ermöglicht, Überschüsse etwa für die Wasserstofferzeugung als weitere Energiequelle zu gewinnen. Die Energiewende ist heute technisch machbar, wir müssen sie aber auch in den Köpfen der Erzeuger, Nutzer und der Politik noch mehr verankern, um die gesetzten Ziele zu erreichen.“

Einige Regionen in Rheinland-Pfalz, wie etwa der Rhein-Hunsrück-Kreis, haben sich bereits in besonderem Maße in Sachen Energiewende engagiert und sind dafür bundesweit ausgezeichnet worden. Es bleibt aber im Land noch genügend zu tun, womit das Thema für die Politik, die Wirtschaft und die Verbraucher im Land so schnell nichts an Aktualität verlieren wird. abo