Früher – 1880er Jahre
Friedrich Wilhelm Heuzeroth berichtet in einem Artikel der Rhein-Zeitung von 1954 über die Zeiten der 1880er Jahre: „Nach dem Katharinenmarkt herrschte in Hachenburg eine heute unvorstellbare Ruhe.“ Ein ausgiebiger Einkaufsbummel stand nicht auf dem vorweihnachtlichen Programm, dennoch gab es „auch schon einige kleine Geschäfte, die nebenbei Spielsachen führten, meist bemalte Holzspielsachen.“ Zu Weihnachten überreichte man oft selbst gemachte Geschenke. Mädchen erhielten für ihre Puppen, mit denen nur über die Feiertage gespielt werden durfte, neue Kleidchen. Die Jungen freuten sich über frisch angestrichene Schaukelpferde und Kaufmannsläden, eine Eisenbahn oder einen Metallbaukasten, wie Dr. Moritz Jungbluth vom Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg zu erzählen weiß.
Gestern – 1950er Jahre
Maike Alhäuser aus Hachenburg erinnert sich an die Adventszeit Ende der 1950er Jahre im Laden ihres Vaters, der 1949 mit dem Geschäft „Elektro Hummrich“ startete: „Die Vorweihnachtszeit begann mit dem Katharinenmarkt am 25. November. Der Markt war der Beginn der Weihnachtssaison . In der Vorweihnachtszeit öffneten wir unser Geschäft an allen Samstagen bis 18 Uhr, das galt auch für die Sonntage. Die gesamte Familie war im Laden, wir zogen unsere Sonntagskleider an. An die Frauen wurde Nusslikör, an die Männer Westerwälder Korn ausgeschenkt. Meine Mutter backte leckeren Blechkuchen. Alle Kunden zahlten bar. In der Werkstatt wurde bis zur letzten Minute repariert. Aber pünktlich zum Familiengottesdienst um 17 Uhr waren alle in der überfüllten Schlosskirche.“
Heute – 2021
Zu Advent und Weihnachten in unseren Tagen gehören auf alle Fälle der Nostalgische Weihnachtsmarkt und auch das traditionelle Adventskonzert vom Kammerchor Marienstatt. Dieses aber auch nur, wenn Corona nicht dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung macht.
Weihnachtliche Bräuche im Wandel der Zeit
Dr. Harry Beyer aus Altenkirchen verfasste 1976 einen Text über „heimatliches Brauchtum“, in dem er die Entwicklung verschiedener Rituale beleuchtete. So war es üblich – wenngleich nicht ganz unkritisch gesehen - einen geschmückten Weihnachtsbaum im Haus aufzustellen. Mit dem zweiten Feiertag endete das eigentliche Weihnachtsfest, daran schloss sich, die heute als Raunächte bezeichnete Zeit an. Zwölf Tage und mehr noch die zwölf Nächte, denen eine Art „Losbedeutung“ zufiel. Doris Kohlhas