Mit „Into The Fire“ präsentiert das Theater Koblenz einen außergewöhnlichen Musiktheaterabend, der drei Werke des amerikanischen Komponisten Jake Heggie in einer szenischen Fassung vereint. Unter der Regie von Intendant Markus Dietze und in Zusammenarbeit mit Choreograf Andreas Heise entsteht eine spartenübergreifende Inszenierung, die Oper, Chorgesang, Tanz und bildende Kunst verbindet. Zwei der Werke erleben ihre europäische Erstaufführung, zwei werden erstmals weltweit szenisch umgesetzt – eine künstlerische Herausforderung, die neue Perspektiven auf Heggies kammermusikalisches Schaffen eröffnet.
Der Abend beginnt mit einer Hommage an die französische Bildhauerin Camille Claudel. „Into the Fire“, ein eindringlicher Liederzyklus, wird erstmals szenisch interpretiert und auf neue Weise erlebbar. Die Mezzosopranistin Danielle Rohr verkörpert Camille Claudel, während die Bildhauerin Franziska Feser live auf der Bühne arbeitet. Ihre Skulpturen entstehen in Echtzeit und stehen im Dialog mit Claudels künstlerischem Erbe. Der Widerstand des Materials, die Spuren der Hände im Ton - ein Bild für das Wechselspiel von Schöpfung und Zerstörung, Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit findet sich nicht nur in der Musik von Jake Heggie, sondern auch auf der Bühne des Theaterzeltes. Andreas Heise, der im ersten Teil des Abends als Tänzer zu erleben ist, verkörpert diese Dynamik im wahrsten Sinne des Wortes: Seine Bewegungen machen Claudels innere Impulse sichtbar, zeigen Kontrolle und Hingabe, Formgebung und Zerfall. Claudels Werk ist geprägt von unerfüllter Berührung. Markus Dietzes Inszenierung setzt diesen Gedanken in Musik und Bewegung um: Die Sängerin bringt Claudels Stimme zum Klingen, der Tanz spiegelt ihren körperlichen Ausdruck, die Skulptur das Ringen mit der Form. In dieser künstlerischen Dreifaltigkeit – Gesang, Tanz, Skulptur – entsteht eine lebendige Komposition, die den Abend prägt. „Into the Fire“ ist der Auftakt zu einem musiktheatralischen Triptychon über Identität, Erinnerung und schöpferische Energie.


Der zweite Teil, „The Radio Hour“, beleuchtet mit einer heiteren, rhythmisch vielschichtigen Erzählung eine ganz andere Seite des Werks von Komponist Jake Heggie und Librettist Gene Scheer: Die Kammeroper schildert das Innenleben der Protagonistin Nora, die sich den Stimmen in ihrem Kopf stellt. Der Opernchor übernimmt diese inneren Stimmen und macht Noras Gedankenwelt in einer ausdrucksstarken szenischen Umsetzung hörbar - eine seltene Gelegenheit, Chormusik so unmittelbar zu erleben. Hier wird der Chor nicht zur klanglichen Untermalung, sondern zum eigentlichen Resonanzraum der von der Schauspielerin Jana Gwosdek verkörperten Hauptfigur.
Den Abschluss bildet „The Deepest Desire: Four Meditations on Love“, eine Vertonung von Texten der Aktivistin Sister Helen Prejean. Angeregt durch seine Freundschaft mit Sister Helen – die mit seiner Oper „Dead Man Walking“ begann, – und im Angesicht seines eigenen Ringens mit Spiritualität, bat Jake Heggie sie um Texte für diesen Zyklus. In Koblenz wird das Werk zu einer tänzerischen Meditation über Liebe und Spiritualität, getragen von Danielle Rohr und dem Ballettensemble. Doch es geht um mehr als eine persönliche Glaubenserfahrung: Andreas Heises Choreografie erkundet die Grenzen der Verständigung, die Lücke zwischen dem Sagbaren und dem, was nur durch Kunst erfahrbar wird. Musik, Bewegung und Text überschreiten die Begrenzungen der Worte und schaffen einen Raum für das Unaussprechliche – eine Brücke zwischen Reflexion und physischer Präsenz.
Premiere 15.03.25
Theaterzelt
Altersempfehlung 14+