Als Grippe noch ein Todesurteil war

Das Hunsrück-Museum lädt mit der Ausstellung „Blinddarm-Grippe-Hausgeburt“ zu einer medizinischen Zeitreise ein

28. März 2022
Als Grippe noch ein Todesurteil war

Im Hunsrück-Museum kann man sich auf eine Zeitreise der Medizin begeben. Foto: Hunsrück-Museum

Wie sah eigentlich ein Behandlungsstuhl in einer Arztpraxis vor 100 Jahren aus? Und gab es damals schon Apotheken? Was machte man, wenn sich eine kleine Wunde entzündete und wie gefährlich war eine Geburt im 18. Jahrhundert.

Antworten zu diesen Fragen und Einblicke in eine medizinische Versorgung, die viele heute nur erschauern lässt, gibt die aktuelle Ausstellung im Hunsrück-Museum. Unter dem Titel „Blinddarm-Grippe-Hausgeburt“ hat das Team Unikate aus der Region zusammengetragen, die in den vergangenen Jahrhunderten Leben gerettet oder auch beendet haben, je nachdem, mit wie viel Fachwissen sie eingesetzt wurden. 

Die Idee hinter dieser beeindruckenden und mit viel Wissen behafteten Ausstellung stammte von Museumsleiter Fritz Schellack. Inspiriert von einem mehr als einhundert Jahre alten Behandlungsstuhl aus der ehemaligen Praxis des Büchenbeurener Arztes Dr. Wilhelm Schüler, der ein gusseisernes, medizinhistorisches Relikt ist, das von zahlreichen der Besucher der Vernissage wiedererkannt wurde, die als Kinder in der Praxis darauf Platz nehmen mussten, suchte und fand Schellack zahlreiche Unikate, die die Ausstellung zu einem wahren Erlebnis machen.

Wer allerdings glaubt, die Ausstellung sei nur eine Tour durch das Museum, bei der man mal eben nach links und rechts schaut, der irrt gewaltig. Erleben, anfassen, riechen, fühlen, informieren ist angesagt. Die Besucher erfahren einiges über die – immer noch in vielen Köpfen bekannte – Knochenflicker-Dynastie Pies. Oder darüber, wie Tees zu Heilzwecken angewandt wurden. Wie hoch die Todesrate bei Masern, Typhus oder auch nur der Grippe waren und wie revolutionär das Medikament Penicillin die Medizingeschichte auch im Hunsrück beeinflusste.

Besonders Wundärzte waren in der Vergangenheit, ähnlich wie heute, wahre Lebensretter. Und tatsächlich führten die Weltkriege dazu, dass sich deren Können stetig verbesserte, makabere Auswirkung der zahlreichen Schwerverletzten, die aus den Kriegen hervorgingen.

Die Ausstellung ist also ein Erlebnis für alle Sinne und jede Generation. Kinder werden an dem interessanten Thema besondere Freude haben, da sie auf eigene Faust die Ausstellung erkunden dürfen. Noch bis Jahresende kann man „Blinddarm-Grippe-Hausgeburt“ besuchen. Die Öffnungszeiten des Museums sind Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.