Seit 25 Jahren im Einsatz für Sterbende und ihre Angehörigen

Neuwieder Hospizverein feiert Jubiläum

12. April 2022
Seit 25 Jahren im Einsatz für Sterbende und ihre Angehörigen

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Die Hausärztin Dr. med. Ingrid Stollhof aus Feldkirchen gehört zu den Menschen, die schon bei der Gründung des Neuwieder Hospizvereins vor mittlerweile 25 Jahren dabei waren. Heute ist sie als Schriftführerin im Vorstand aktiv – und kann davon berichten, wie wichtig es war, dass die Hospizbewegung damals auch in Neuwied Fuß gefasst hat.

„Während es in anderen Ländern – vor allem in England – schon viel früher Bestrebungen gab, sich um die Bedürfnisse von Menschen am Ende ihres Lebens zu kümmern, dauerte es in Deutschland viel länger, bis dafür ein Bewusstsein entstanden ist“ erklärt sie. Elisabeth Adrian und Georg Falke von der Katholischen Familienbildungsstätte Neuwied waren damals laut ihrer Erinnerung die Hauptinitiatoren. Sie sorgten dafür, dass ein entsprechender Aufruf in den Zeitungen erschien. Das Interesse war gewaltig: Etwa 100 Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen zum ersten Treffen. Das fand im Saal des Restaurants „Storchen“ statt, der damals noch einer der beliebtesten Versammlungsorte in Neuwied war.

Neben vielen Ärzten und Ärztinnen – explizit wird der Onkologe Dr. Peter Ehscheidt erwähnt – waren auch Vertreter mehrerer Klöster aus dem ganzen Kreisgebiet an der Vereinsgründung beteiligt. Einen wesentlichen Anteil hatte auch die AOK mit dem damaligen Leiter Bockemühl sowie die Marienhaus GmbH.

Bewusstsein und Aufmerksamkeit für die Hospizarbeit schaffen

Ziel der Vereinsgründung war es aber nicht nur, mehr Bewusstsein und Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen. Es sollten auch konkrete Hilfe und Unterstützung für Sterbende und ihre Angehörigen geschaffen werden. Der erste Vorsitzende des Vereins, Hanspeter Knossalla erklärt:

„Einen Verein zu gründen und Ziele zu definieren ist schön und relativ einfach – will man aber auch etwas leisten, müssen Menschen her, die die Zeit und Energie haben, um das umzusetzen. Hier war die Kooperation mit dem Marienhaus extrem hilfreich. Dort wurden Pallitative-Care-Schwestern ausgebildet und zur Verfügung gestellt, die sich im ambulanten Hospiz um die Betreuung kümmern. Das Unternehmen hat einen deutlich sechsstelligen Betrag investiert.“

Der Begriff „Palliative Care“ steht für die Pflege von Menschen am Ende des Lebens – denn da ist oft ganz andere Dinge von Bedeutung, als in anderen Lebensphasen. Drei Jahre nach der Vereinsgründung nahm das „Ambulante Hospiz“ seine Tätigkeit auf: Ehrenamtliche Helfer besuchen Sterbende und die Menschen, die ihnen nahestehen. Da das nicht immer Verwandte sind, sprechen die Experten lieber von „Zugehörigen“ als von „Angehörigen“. Aus Anlass des Jubiläums wurden einige dieser Ehrenamtler für ein Video interviewt, das jetzt auf der Homepage des Vereins zu sehen ist. Bei allen klingt durch, dass sie ihre Tätigkeit als enorm bereichernd wahrnehmen – die Beschäftigung mit dem Tod ist ganz offensichtlich nicht deprimierend.

Ehrenamtliches Engagement für Menschen am Ende ihres Lebens

Wer sich für das Engagement entscheidet, wird in einem Kurs, der über mehrere Monate läuft, intensiv auf seine Aufgabe vorbereitet. Die Aufgaben und Ziele kann Ingrid Stollhof klar umreißen: „Der jeweilige Patient hat das Sagen – die Hospizbegleiter nehmen seine oder ihre Interessen wahr. Wir tun, was die Person oder ihre Zugehörigen möchten – und lassen, was sie nicht möchten.“

Nur bei pflegerischen und medizinischen Themen halten sich die Begleiter zurück – dafür sind Profis gefragt. Wobei diese Themen in den Gesprächen natürlich nicht ausgeblendet werden.

„Am wichtigsten ist im Grunde, dass jemand in der anspruchsvollen Situation da ist, der ein offenes Ohr hat“ sagt Hanspeter Knossala. „Dass die Begleiter schon Erfahrungen mit der Situation haben, die für die Betroffenen oft völlig neu ist, macht ihren Einsatz noch wertvoller.“ Weiterhin werden Freiwillige für den Einsatz gesucht – diese werden nicht nur gründlich ausgebildet, sondern auch danach gut betreut. Insbesondere Männer und jüngere Menschen werden gebraucht – grundsätzlich ist aber jeder und jede willkommen.

Neben den schon erwähnten Personen und Institutionen loben die beiden Vorstandsmitglieder auch den Einsatz des früheren Landrats Rainer Kaul. Der hat sich immer wieder für den Verein eingesetzt, und manche Tür geöffnet. Mehrfach stand er auch als Schirmherr für Einzelaktionen zur Verfügung. Für das Jubiläum hat Fürstin Isabelle zu Wied die Schirmherrschaft übernommen. Auch sie schätzt die Arbeit des Vereins sehr, und kann sich sogar vorstellen, selbst als Hospizbegleiterin aktiv zu werden.

Beim aktuellen Großprojekt kommt auch Unterstützung von der Stadt Neuwied – hier wird explizit der Einsatz von Oberbürgermeister Jan Einig gelobt. In Niederbieber soll bald ein stationäres Hospiz gebaut werden, in dem Menschen am Ende ihres Lebens sowohl stationär als auch bei Kurzaufenthalten betreut werden können. Dazu hat der Hospizverein, die Marienhaus Holding, das DRK Rheinland-Pfalz und die Brüder vom Heiligen Kreuz in Hausen schon 2019 einen Gesellschaftervertrag unterschrieben. Die Stadt hat das betreffende Gelände für einen relativ günstigen Preis zur Verfügung gestellt. Und auch die Baugenehmigungen sollen schnell erteilt werden.

„Wir hoffen, dass nichts mehr dazwischenkommt, und dass wir auch keine Schwierigkeiten mit Baumaterialknappheit und Personalengpässen bei den Handwerkern bekommen. Wenn alles nach Plan läuft, können wir noch in diesem Jahr den ersten Spatenstich setzen“ freut sich Knossalla.

Die Geschichte des Neuwieder Hospizvereins wird also auch nach 25 Jahren noch erfolgreich weitergeschrieben.