Der Rhein soll wieder zur Bühne werden

11. Juni 2022
Der Rhein soll wieder zur Bühne werden

Roger Herzog auf „seiner“ Bühne. Foto: Rainer Claaßen

Die Idee kam Roger Herzog 2016 bei einem Spaziergang am Neuwieder Rheinufer: Der Ponton, von dem die Rudervereine ihre Boote ins Wasser lassen, wirkte auf Herzog wie eine ideale Bühne für ein Rockkonzert. Insbesondere, wenn dieses bei der ganz besonderen Stimmung stattfinden würde, die hier bei Sonnenuntergang herrscht. Herzog ist selbst Musiker und war in den frühen 80er Jahren mit seiner Band „Modern Ass“ in Neuwied und Umgebung sehr erfolgreich. Er war sich selbst zunächst nicht sicher, ob seine Idee tatsächlich umsetzbar ist – probierte es aber einfach einmal aus.

„Ich hatte befürchtet, dass elektrische Instrumente und Verstärker direkt am Wasser nicht genehmigt werden. Vom Ordnungsamt kam dann allerdings die Aussage, dass man ja keine Verbots- sondern eine Genehmigungsbehörde sei – und so nahmen die Dinge ihren Lauf“ erinnert sich Herzog.

Drei Mal wurde der Ponton im Rahmen des Mini-Festivals „NRheinRocks“ schon zur Bühne. Über tausend Besucher nahmen an jedem der drei Konzertabende teil und genossen jeweils einen langen Abend mit einer bunten Mischung von Rock- und Popmusik. Auf dem Ponton standen Bands aus der Region und einige Musik-Legenden der Stadt.

Unstimmigkeiten führten dann dazu, dass es 2019 keine Neuauflage gab – und in den vergangenen Jahren verhinderte die Pandemie eine Wiederholung des Festivals. Das hätte das Ende dieser Veranstaltungsreihe bedeuten können. Doch der Krieg in der Ukraine regte Herzog jetzt dazu an, noch einmal durchzustarten. Unter dem Titel „NRheinRocks Rocks – Festival of Peace“ startet das Konzert am 20. August.

„Die Erträge des Festivals wurden immer gespendet – und zwar für Projekte der Kinderhilfe. Ich wollte einerseits ein Zeichen gegen diesen sinnlosen Krieg setzen – und andererseits etwas tun, um betroffenen Kindern zu helfen“ erklärt Herzog. So hat der Musiker, der im Hauptberuf als Therapeut arbeitet, erneut seine Verbindungen aktiviert, und mehrere Bands überreden können, am 20. August auf dem Rhein aufzutreten. Die Erträge sollen direkt an vom Krieg betroffene Kinder aus der Ukraine gespendet werden.

Ab 17 Uhr werden nach dem aktuellen Stand insgesamt sechs Bands zu sehen und zu hören sein: Den Auftakt macht die Neuwieder Band Of Brothers (BOB), in der zwei Bruderpaare bluesgefärbten Rock spielen.

Im Anschluss gibt's einen RockPop-Covermix von der Neuwieder Band DIVA. Weiter geht's mit Stonerrock von der Koblenzer Band Stereolith. Ein erstes Highlight dürfte der Auftritt von Stephan Maria Glöckner sein.

Der hat die Deichstadt schon 2018 mit seiner Band „Stingchronicity“ in den Bann gezogen – nahezu originalgetreu präsentiert er Songs von Police und Sting. Diesmal spielt er solo – und freut sich auf den Auftritt:

„Es ist ohnehin etwas Besonderes, auf diesem Ponton zu spielen. Und nach der langen Pause ist es derzeit ein tolles Erlebnis, wieder vor einem größeren Publikum aufzutreten. Rogers Idee, ein kulturelles Signal für den Frieden zu setzen, finde ich sehr wichtig, und unterstütze das Projekt deshalb sehr gerne“ sagt Glöckner. Er verzichtet, wie auch die anderen Künstler auf seine Gage.

Mit Bluesrock vom Trio Blueside aus Koblenz geht der Abend dann weiter. Danach wird die D. Kings Club Band um Sängerin Diane King mit einer exquisiten Auswahl an Blues-, Soul- und Rock-Songs das Publikum zum Tanzen animieren.

Am Ende steht dann eine Jam-Session der NRheinRocks-Allstars mit vielen bekannten Gesichtern und Stimmen aus der Deichstadt sowie Musikern aus der Ukraine. Gänsehautmomente bei deutschsprachigem Pop und Chansons aus den 80ern, vorgetragen von einer Frau, die aus der Ukraine geflüchtet ist, sind hier vorprogrammiert.

Um sicherzustellen, dass tatsächlich ein Spendenbetrag für Kinder in der Ukraine zusammenkommt, wird diesmal ein Eintrittsgeld erhoben. Karten können ab dem 15. Juni beim Biergarten am Schlosspark oder direkt beim Veranstalter unter der Rufnummer 0170/1080256 oder per mail unter NRheinRocks@t-online.de gekauft werden.

Hilfe für das Festival ist ebenfalls willkommen: Wer als Stagehand bei Auf- und Abbau unterstützen möchte, als Helfer für den Button-Verkauf oder als Ordnungshelfer dabei sein will, kann sich ebenfalls direkt bei Roger Herzog melden.

„Wir wollen ein Zeichen setzen, dass Kriege nicht in diese Welt gehören. Ich bin sehr froh, dass es dafür Unterstützung von den Neuwieder Rudervereinen sowie von der Schirmherrin Brigitte Ursula Scherrer – und von vielen Neuwiedern und Neuwiederinnen erhalte“ sagt Roger Herzog. Rainer Claaßen