Im Winter muss die Bewegung nicht auf der Strecke bleiben. Wer gern Rad fährt, kann das auch in der kalten Jahreszeit tun – nur ein bisschen anders. Statt langer Touren locken kurze, klare Runden, die Körper und Kreislauf fordern, ohne zu überfordern. Mit der richtigen Kleidung, guter Beleuchtung und einem wachen Blick für Wetter und Strecke wird das Rad zum verlässlichen Begleiter – auch dann, wenn der Atem sichtbar wird und die Finger nach Handschuhen verlangen.
Gut geplant starten
Der wichtigste Schritt beginnt im Kopf: Winterradeln hat nichts mit Durchhalteparolen zu tun, sondern mit Planung. Statt Kilometer zu sammeln, geht es um kurze, gut kalkulierbare Strecken – rund 20 bis 30 Kilometer, der perfekte „Kaltstart“ für Körper und Kreislauf. Sie lassen sich flexibel anpassen, wenn das Wetter umschlägt, und enden dort, wo’s warm ist: zu Hause, im Büro oder beim Café an der Ecke.
Auch der Zeitpunkt ist entscheidend. Frühmorgens droht oft Glätte, am Nachmittag wird es feucht, aber milder. Wer kann, startet im späten Vormittag – dann sind Straßen eher trocken und Radwege frei.
Schichtenweise warm
Die richtige Kleidung entscheidet darüber, ob eine Winterfahrt zur Wohltat oder zur Frostkur wird. Das Zwiebelprinzip ist bewährt: Funktionswäsche direkt auf der Haut, eine isolierende Schicht aus Fleece oder Merino darüber, außen Wind- und Nässeschutz. So bleibt die Wärme dort, wo sie gebraucht wird, und Feuchtigkeit kann entweichen.
Besonders empfindlich sind Hände, Füße und Kopf. Thermohandschuhe, Neopren-Überschuhe und eine dünne Mütze oder ein Stirnband unter dem Helm machen den Unterschied. Wer leicht friert, greift zu kleinen Helfern wie beheizbaren Sohlen oder Taschenwärmern. Die Kleidung sollte dabei nicht zu eng sitzen – Luftpolster halten warm und lassen die Haut atmen.
Sichtbar bleiben
Wirklich gefährlich ist im Winter nicht die Kälte, sondern das Übersehenwerden. Nasser Asphalt, Nebel und tief stehende Sonne schlucken Kontraste. Eine gute Beleuchtung ist daher Pflicht – vorn hellweiß, hinten sattrot, am besten mit Standlichtfunktion und Akku- oder Nabendynamo. Reflektoren an Speichen, Pedalen oder am Rucksack erhöhen zusätzlich die Sichtbarkeit.
Auch Kleidung kann Sicherheit schaffen. Reflektierende Streifen an Jacke, Hose oder Helm sorgen dafür, dass man im Scheinwerferlicht sofort auffällt. Besonders effektiv sind bewegte Lichtpunkte – etwa an Armen oder Beinen –, die vom Auge automatisch als menschliche Bewegung erkannt werden.
Technik und Strecke
Das Rad selbst sollte winterfest sein. Feuchtigkeit, Schmutz und Streusalz setzen der Mechanik zu. Wer regelmäßig fährt, reinigt und ölt die Kette häufiger, kontrolliert Bremsen und Luftdruck. Reifen mit griffigem Profil oder leicht reduziertem Druck bieten besseren Halt auf kaltem Boden. Schutzbleche und Nabendynamo sind im Winter fast Pflicht – praktisch, sauber, zuverlässig.
Bei der Streckenwahl gilt: lieber vertraut als spektakulär. Unbeleuchtete Waldwege oder steile Abfahrten sind tabu. Besser sind bekannte, gut gepflegte Routen mit Beleuchtung und festem Untergrund. Und wer den Heimweg bergauf plant, bleibt bis zuletzt warm.
Nach der Tour hilft es, kurz auszurollen, zu dehnen und sich warm einzupacken. Der Körper braucht ein paar Minuten, um herunterzufahren. Danach schmeckt der Tee oder Kaffee doppelt gut. red
