Es ist noch etwas Geduld gefragt, bis es auf die Zielgerade geht: Das konnte Sandra Hansen-Spurzem, Pressesprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord jetzt in Sachen Großbaustelle am Engerser Rhein-Ufer verkünden. Denn aufgrund schleppender Lieferketten ist nicht mit einer Fertigstellung des Deichs in diesem Sommer zu rechnen. Dennoch erfüllt der der sogenannte 3-Zonen-Deich schon jetzt alle Voraussetzungen, um einem HQ100-Hochwasserereignis standzuhalten.

„Der angesetzte Fertigstellungstermin verschiebt sich nach derzeitigem Kenntnisstand in das Ende des letzten Quartals“, erklärt Hansen-Spurzem. Damit rücke der restliche Bau in den Herbst beziehungsweise Winter. Da diese Jahreszeit für Erdbaustellen allerdings äußerst ungünstig sei, könne von Seiten der SGD derzeit keine endgültige Aussage zum Fertigstellungstermin getroffen werden Ursprünglich hatte man mit einem Abschluss der Baumaßnahmen im Spätsommer dieses Jahres gerechnet.

Trotz der Verzögerungen sind die Arbeiten im Allgemeinen gut vorangegangen. So wurde der 3-Zonen-Deich planmäßig aufgebaut und besteht nun aus einem innenliegenden Stützkörper, einer wasserseitigen mineralischen Oberflächenabdichtung und einem landseitig vorgeschüttetem Auflastkörper. „Zu den nun noch ausstehenden Arbeiten zählen die Fertigstellung des Auflastkörpers sowie der Deichkrone und des Deichverteidigungsweges“, berichtet Hansen-Spurzem und ergänzt, dass auch eine Begrünung des landseitigen Bereichs noch auf dem Programm stehe.
Besonders wichtig ist allerdings die Tatsache, dass der Deich bereits jetzt alle technischen Anforderungen erfüllt und ein weitaus höherer Schutzniveau als zuvor bietet. So kann er problemlos einem Bemessungshochwasser HQ100 standhalten, was einem hundertjährigen Hochwasserereignis entspricht.
Der Startschuss für die Erneuerung des alten Deiches fiel bereits im Oktober 2021 und schon im Vorfeld nahmen die Vorarbeiten viel Zeit in Anspruch. So erwies sich die parallel zum Abbau des Altdeiches vorgenommene Untersuchungen auf Kampfmittelfreiheit als eine bautechnische und zeitliche Herausforderung.
Die bautechnisch anspruchsvollste Aufgabe bei der Ertüchtigung des Rheindeiches bestand allerdings im Bereich der Kronprinzbrücke. „Dort durchläuft der Deichkörper einen Zwangspunkt und musste in seiner Aufstandsbreite auf etwa 170 Metern verjüngt werden“, erklärt Hansen-Spurzem. Um dennoch die Standsicherheit des Deichbauwerks und damit des Hochwasserschutzes zu gewährleisten, musste eine Sonderlösung geschaffen werden. Dies wurde letztendlich durch den Bau einer Stützwand realisiert. Diese wurde als Winkelstützwand aus Stahlbeton mit einer maximalen Höhe von bis zu fünf Metern über der Gewässergeländeoberkante hergestellt“, sagt die SGD-Pressesprecherin. Eine bauliche Herausforderung: So erfolgte die Gründung der Stützwand über Mikrobohrpfähle bestehend aus Zug- und Druckpfählen, sowie durch das statische Einbeziehen einer Spundwand.

Mit Blick auf die umfangreichste Maßnahme im Verlauf der Arbeiten, verweist Hansen-Spurzem auf den sorgfältigen Einbau von rund 87.000 Kubikmeter qualitätsgesichertem Material.
Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Neubau des Deiches auf rund zehn Millionen Euro. Diese werden vom Land Rheinland-Pfalz getragen. Die Stadt Neuwied übernimmt davon einen gemäß Landeswassergesetz festgesetzten kommunalen Anteil von zehn Prozent.
Und der neue Deich soll nicht nur sicher sein, sondern auch optisch den Stadtteil bereichern. So ist zum Beispiel ein Graffiti-Kunstwerk im Gespräch, eine Idee, die auch bei der SGD Nord auf Zuspruch stößt: „Seitens des Landes Rheinland-Pfalz kann im Rahmen der Deichertüchtigung eine künstlerische Gestaltung der Winkelstützwand verfolgt werden“, bringt es Hansen-Spurzem auf den Punkt. So habe man die Möglichkeiten hierzu bereits an die Stadt Neuwied weitergeleitet. Doch auch ohne Farbakzente habe man bei der Gestaltung der Maßnahme stets den Schutz und die Meinung der Bevölkerung im Blick gehabt. Der Deich wurde daher so geplant und errichtet, dass er sich optimal in die gegebene Geländestruktur einfügt. Nach der endgültigen Fertigstellung haben Fußgänger daher auch wieder die Möglichkeit, über die Deichkrone zu laufen. Hinzu kommt ein asphaltierter Deichverteidigungsweg, der nach Herstellung der Verkehrssicherungspflicht durch die Stadt Neuwied auch von Fahrradfahren genutzt werden kann. Regine Siedlaczek
Zahlen, Daten und Fakten zum Deich
Der 3-Zonen-Deich ist eine Baumaßnahme mit enormen Ausmaßen, das zeigt sich auch beim Blick auf die Eckdaten. So besteht der Stützkörper aus 87.000 Kubikmeter qualitätsgesichertem Material, das unter anderem aus dem Altdeichkörper gewonnen wurde und mit rund 2.100 Kubikmetern Kalkzement-Mischbinder konditioniert wurde.
Die notwenige Festigkeit konnte dabei durch die Zugabe von Kalkzement erreicht werden. Des Weiteren wurden bis zum Jahresende rund 2.800 Kubikmeter Zwischenfilter und zirka 9.000 Kubikmeter Auflastfiltermaterial verbaut. rsz