Die Firma Audi kennt heute jedes Kind. Dass der Ursprung der weltberühmten Marke und ihrer legendären vier Logo-Ringe in Winningen an der Mosel liegt, ist außerhalb des Kammerbezirks der HwK Koblenz kaum bekannt. Der Gründer des Unternehmens war August Horch, dessen Nachname auf Latein Audi - „horch, höre!“ - heißt. Bis zu dieser Namensgebung hatte August Horch einen außergewöhnlichen Lebensweg hinter sich. Nach der Schule begann er im Heimatort Winningen eine Lehre in der Schmiede seines Vaters. Mit knapp 16 Jahren ging er, wie damals üblich, als Geselle auf Wanderschaft. Während der jahrelangen Handwerksreise sprach er„in allen Schmiede- und Schlosserwerkstätten vor, denn es war ja der Sinn dieser Wanderschaft, Arbeit zu suchen und zu lernen.“ Das war gleichzeitig der „Motor“, der den jungen August Horch bei seinen Reisen bis nach Ungarn und Rumänien antrieb. Die Erfahrungen, die er unter anderem beim Bau einer Eisenbahnstrecke sammelte, nährten den Wunsch, Ingenieur zu werden.

Er studierte in Mittweida Technik und Maschinenbau und arbeitete ab 1896 als Ingenieur bei Carl Benz & Co. in Mannheim, wo die ersten Motorwagen der Welt entstanden. Da war Horch längst Experte für Automotoren. 1899 lieh er sich 3.000 Mark als Startkapital und gründete sein eigenes Unternehmen A. Horch & Cie. in Köln. In einem ehemaligen Stallreparierte er zunächst Motoren und im Dezember 1900 präsentierte er sein erstes Automobil: Den Horch 1 mit zwei Zylindern und vier bis fünf PS (siehe Bild oben mit August Horch am Steuer), ausgestattet unter anderem mit Kerzenlaternen einer Kutsche.
Ein Unternehmer in Gera erkannte Horchs Fähigkeiten und ermöglichte es ihm, in einer ehemaligen Spinnerei bei Reichenbach in Sachsen Zwei- und Vierzylinderwagen zu produzieren. Zwei Jahre später ging es in Zwickau weiter. 1909 verließ Horch sein Unternehmen und gründete die Audi Automobilwerke GmbH. 1918 folgte die Umbenennung in Horchwerke AG Zwickau. 1932 entstand in Chemnitz die Auto Union AG, in der sich die Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer vereinigten. Die vier Ringe im Audi-Emblem erinnern an die unauflösbare Einheit der Gründerfirmen. An August Horch erinnert bis heute seine Heimatstadt Winningen: Seit 1949 ist er Ehrenbürger, es gibt eine Horch-Ausstellung im Ortsmuseum, eine Straße sowie eine Sporthalle tragen seinen Namen- und die Ausbildungswerkstätten der HwK Koblenz für Kfz-Mechatroniker befinden sich passenderweise in der August-Horch-Straße. Eine Geschichte über Horchs Urenkel, Kfz-Mechatronikermeister Michael Müller, gibt es auf Seite 69.
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Audi AG
Tel. 0841 890
www.audi.de
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www.audi-mediacenter.com/de/pressemitteilungen/ganz-grosse-oper-zum-jubilaeum-neue-audi-tradition-ausstellung-zu-125-jahre-horch-16045
Jahr 1900
Wie alles begann: der Weg hin zur „Handwerkskammer zu Coblenz“ im Jahr 1900
Das Handwerk im Rheinland wie im Raum Koblenz um das Jahr 1815: Die von der Verwaltung mit harten Maßnahmen durchgesetzte Gewerbefreiheit bewirkte, dass die Handwerkerschaft fast überall im linksrheinischen Raum ihre rechtlichen und politischen Vertreter verlor. Die Zünfte des Handwerks wurden verboten wie auch die Durchführung von Meister- oder Gesellenprüfungen. Ein Niedergang des Handwerks erschien mit diesen Vorzeichen unabwendbar...
Die Entwicklung des Handwerks hin zum Jahr 1900 und damit zur Gründung einer Handwerkskammer: sie ist durch viele Faktoren geprägt und reichte von wirtschaftlichen Nöten über politische Entscheidungen zum Nachteil des Handwerks, einer Welle der Ab- und Auswanderung, schlecht qualifizierten Handwerkern bis hin zu fehlenden Standards bei der Ausführung von Arbeiten. In der Folge ergaben sich zunehmend Lücken und Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung. Das bildeten auch Zahlen eindeutig ab: Gab es 1850 unter 1.000 Koblenzer Einwohnern rein rechnerisch 87 Handwerker, waren es 1900 gerade noch 34!
Es musste also etwas geschehen, um diese Entwicklung zu stoppen. Das Handwerk selbst forderte eine neue rechtliche Ordnung auch und gerade gegenüber der Politik. Neue Rahmenbedingungen mussten her und mündeten schließlich in eine überarbeitete Gewerbeordnung. Die wurde am 26. Juli 1897 im Deutschen Reichstag verabschiedet und sah eine deutliche Aufwertung des Handwerks vor, das ähnlich wie bereits die Industrie, der Handel und in Teilen die Landwirtschaft eine eigene Vertretungs- und Verwaltungseinrichtung erhalten sollte.
Auch die Aufgaben der neu zu schaffenden Handwerkskammern wurde klar definiert. Dazu zählt bis heute das Lehrlingswesen, die Förderung des Handwerks, die Beratung der Behörden im Umgang mit Betrieben des Handwerks, die Bildung von Ausschüssen zur Abnahme der Gesellenprüfung. Auch die„Förderung der gewerblichen, technischen und sittlichen Ausbildung der Meister, Gesellen und Lehrlinge“ wurden genannt und den Handwerkskammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts Hoheitsaufgaben übertragen. Ebenso fielen den Kammern die Ausgestaltung und Abnahme von Meister- und Gesellenprüfungen zu.
Für die neuen Handwerkskammern in Deutschland - es wurden zunächst 71 gebildet-bedeutete das, Verantwortung zu übernehmen und die politischen Vorgaben umzusetzen. Bei all dem spielten natürlich auch eigene Interessen des Handwerks eine zentrale Rolle.
Und so wurde das Kammerwesen auf eine demokratische Basis gestellt und zum Jahreswechsel 1899/1900 fanden in Koblenz die ersten Wahlen zur Vollversammlung statt. Der Kammerbezirk erhielt einen Zuschnitt, der in seinen Grundzügen dem Regierungsbezirk Koblenz entsprach. Ungewöhnlich und heute kaum noch bekannt: auch eine territoriale Exklave gehörte mit dem Kreis Wetzlar dazu. Diese „Insellösung“ ergab sich aus „althergebrachten, durch historische und wirtschaftliche Momente begründete und gerechtfertigte Zugehörigkeit des Kreises Wetzlar zur preußischen Rheinprovinz“ und damit zum Regierungsbezirk Koblenz. Erst 1932 wurde das hessische Wetzlar der Handwerkskammer Wiesbaden zugeordnet. Mit Gründung der HwK fehlten aber auch Gebiete, die später dem Koblenzer Kammerbezirk zugeteilt wurden.
Zum 1. April 1900 wurden alle im Gewerbegesetz von 1897 verankerten Regelungen und Bestimmungen in Kraft gesetzt. Als offizielles Gründungsdatum der heutigen Handwerkskammer Koblenz gilt der 18. April 1900. An diesem Tag fand die erste Sitzung der Vollversammlung der „Handwerkskammer zu Coblenz“ statt. Zum Präsidenten wurde Bäckermeister Anton Neidhöfer gewählt. Die hauptamtlichen Aufgaben übernahm Gustav Koepper. Der erste Sitz in der Koblenzer Schloßstraße 38 war gemietet. Die Kammer hatte einen hauptamtlichen Leiter und vier Schreibkräfte.