VW Autohaus Gebrüder Herpel in Laurenburg

Vom Amboss zur Ladesäule: Als Schmiede 1880 gegründet, betreibt Familie Herpel bis heute einen Handwerksbetrieb und bietet den Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen, Kfz-Werkstatt und vieles mehr.

21. Mai 2025
Fotos: privat
Fotos: privat

Die alte Schmiede haben sie noch, auch wenn sie nicht im „Herzen“ des Familienunternehmens der Gebrüder Herpel in Laurenburg steht. Sie ist in der ehemaligen Außenstelle in Niederbachheim zu finden. Heute ist das dortige Gebäude verpachtet, früher war es Teil des Imperiums, das die Familie Herpel sich in den vergangenen 145 Jahren aufgebaut hat.

Die Schmiede steht also etwas separiert in dem Gebäude, aber sie erinnert an die Ursprünge des Familienbetriebs „Gebrüder Herpel“, der heute in fünfter Generation von Andy und Christoph Herpel betrieben wird. Die beiden sind allerdings nicht die Namensgeber der „Gebr.“ im Firmennamen. Das waren Wilhelm und Heinrich (im Bild links als Kinder), die Söhne des Firmengründers Carl (im Bild mit seiner Frau Karoline). Kräftig mit„im Geschäft“ sind außerdem neben dem treuen Mitarbeiterteam im Büro, der Werkstatt und im Verkauf noch immer die Eltern Christa und Fred Herpel. Er arbeitet bereits seit 1963 im Familienbetrieb mit.

Wer im Rhein-Lahn-Kreis und der Umgebung unterwegs ist, kommt an dem markanten „Herpel-Schriftzug kaum vorbei, der an unzähligen Autos prangt - kein Wunder bei insgesamt 5.000 Kunden. Heute hat das Unternehmen zwölf Mitarbeiter, darunter drei Meister und einen Auszubildenden. Das Hauptgeschäft ist der Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen sowie die Kfz-Werkstatt. Vertragspartner ist VW, aber auch andere Marken sind auf dem 10.000 Quadratmeter großen Gelände als Gebrauchtfahrzeuge zu finden. Die große Werkstatt ist technisch immer auf dem neuesten Stand, ständige Weiterbildungen der Mitarbeiter und das „Aufrüsten“ mit aktuell erforderlichen Werkzeugen und Maschinen ist Pflicht. Der vielleicht auffälligste Zuwachs und weiteres sichtbares Zeichen dafür, dass die Familie Herpel immer am Puls der Zeit bleibt, ist die Ladesäule, ein Hypercharger, der schon vielen Touristen, aber auch Anwohnern ohne eigene Wallbox schnell zu mehr Reichweite verholfen hat. Die klassische Tankstelle rundet das Portfolio ab. Sie hat einen 24-Stunden-Tankautomaten und ist in der ländlichen Region rund um Laurenburg eine immens wichtige Anlaufstelle: Ab dem späten Abend gibt es weit und breit keine weitere Tankstelle.


Dass die Familie Herpel ein Gespür dafür hat, wie sie sich gut positionieren und den Bedürfnissen der Zeit anpassen kann, zeigte sie übrigens bereits, als sie sich nach den Anfängen als Schmiede- und Schlossereibetrieb zunächst den Landmaschinen widmete, über 1.000 Traktoren verkaufte und wortwörtlich rund um die Uhr in Schuss hielt. Genau zur richtigen Zeit entschieden sich die Herpels dann 1970, ein Autohaus zu gründen. Kurz danach war durch die Landreform die große Zeit der Traktoren vorbei. Die Einrichtung des Autohauses war also ein hervorragender Schachzug für den langfristigen Erfolg des Familienunternehmens Herpel.

Auto-Pionier August Horch wurde 1868 in Winningen an der Mosel geboren und erlernte mit 13 Jahren in der Schmiede seines Vaters zunächst das Schmiedehandwerk. Das Handwerker-Gen von damals tragen auch seine Nachfahren in sich. Mit Ur-Enkel Michael Müller ist immer noch ein Kfz-Mechanikermeister in Winningen aktiv und betreibt dort eine eigene Werkstatt.

Gegründet im Jahr 1980 durch Michaels Vater Theo, verheiratet mit Horchs Enkelin Heike, übernahm Michael 2004 den Betrieb und setzte damit eine alte, PS-lastige wie Kfz-verbundene Familientradition fort.

Die Verbindung zum Vorfahren August Horch und zu dessen rollendem Vermächtnis gibt es noch immer und sie ist eng, denn Müller ist im Namen des Ur-Großvaters viel unterwegs. „Es gibt immer wieder Veranstaltungen von Horch-Clubs, zu denen wir als Familie eingeladen werden“, erzählt der Winninger.

Das ist eine Seite im automobilen Leben, die andere ist die tägliche Arbeit in der Werkstatt. „Die macht mir unendlich viel Spaß!“ Es gibt immer wieder Augenblicke, die ganz bewusst machen, wie sehr seine Arbeit gebraucht und geschätzt wird.„Kunden werden über Jahre zu Freunden. Als Selbstständiger hast Du den Vorteil völliger Unabhängigkeit und über Dir steht nur der Kunde.“

Ein deutliches Bekenntnis für die Menschen und ihre rollenden Unters ätze, für die Michael Müller jeden Tag aufs Neue in der Werkstatt steht. Und eine Aussage, auf die der Ur-Opa als echter Autoenthusiast sicherlich sehr stolz wäre!

Kontakt:
Autohaus Gebr. Herpel
Tel. 06439 7071
auto-herpel@t-online.de

Auf der Walz mit Stock und Ranzen

Diese - wörtliche - Chronik der Gebrüder Herpel gibt Einblick ins Handwerkerleben des 19. Jahrhunderts von der Walz bis zur „Bitte um geneigten Zuspruch“.

„Der Firmengründer Philipp Carl Herpel, geb. am 11. August 1851, in dem Waldenserdorf Charlottenberg, wuchs dort mit sechs Brüdern und einer Schwester als Sohn des Försters Anton Herpel auf. In Holzappel lernte er das Schmiedehandwerk. Dann ging er, wie zu seiner Zeit üblich, als Handwerksgeselle auf Wanderschaft. Dabei zogen sie mit einem Ranzen auf dem Rücken, ein Stock in der Hand und sicher nicht viel Geld in der Tasche, los. Kamen sie an einer Schmiede vorbei, gingen sie schnurstracks, ohne nach rechts oder links zu blicken, auf den Amboss zu, schlugen mit dem Hammer darauf und sagten ihren Handwerksspruch. Hatte der Meister Arbeit für sie, blieb man eine Zeitlang und verdiente die Wegzehr bis zur nächsten Schmiede. Carl Herpel wanderte sogar bis nach Belgien und Frankreich. Ein noch vorhandener Pfeifenkopf aus dem Jahr 1871 erinnert an diese Zeit. Er trägt folgende Inschrift: „Ich lebe ohne Sorgen, / mein ganzes Leben hier / und freu mich jeden Morgen, dass ich ein Schmied bin.“

In Laurenburg begann er 1875 zunächst in einer Toreinfahrt am Ende des Ortes, heute Ortsstraße als Dorfschmied. Das Haus gehörte einer Familie Herpel. Scheinbar Verwandtschaft, denn sein Großvater Heinrich Christian Herpel (1797 bis 1880) stammte aus Laurenburg, lebte später als Förster auf dem Bergerhof. Die erste Ehe währte nur kurz, die junge Frau starb im ersten Kindbett mit ihrem Kind. Aus seiner zweiten Ehe mit Karoline Ebertshäuser aus der Wasenbacher Mühle stammten die Söhne Heinrich, geboren 1880, und Wilhelm, geboren 1883, die späteren, Gebrüder Herpel' und eine Tochter Pauline, geboren 1888.

Als Karl Herpel am Ortseingang von Laurenburg, heute Ortsstraße 16, ein Haus mit einer Wiese, die bis zur Lahn reichte, kaufen konnte, baute er sich in den Hof eine Schmiede und im Wohnhaus richtete er einen Laden ein.“

Im Kreisblatt vom 16. Januar 1878 gab er die Eröffnung bekannt mit den Worten: „Einem verehelichen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich an hiesigem Platze neben meinem Schmiede- und Schlossergeschäft eine Eisenwarenhandlung angelegt habe, und bitte um geneigten Zuspruch. Carl Herpel.“