Für die Bundesgartenschau am Rhein rollen 2025 die Bagger

Gesamtkonzept und Flächen des Veranstaltungsreigens im Jahr 2029 stehen fest - Wichtige Impulse für die Region zwischen Koblenz und Bingen

26. Mai 2022
Für die Bundesgartenschau am Rhein rollen 2025 die Bagger

Derzeit wird überlegt, zur Bundesgartenschau eine Verbindung zwischen den Rheinanlagen in Niederlahnstein und Oberlahnstein über die Lahn hinweg zu schaffen. Foto: Jens Weber  

Die Bundesgartenschau im Welterbe Oberes Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz rückt Schritt für Schritt näher. Nicht nur der Umzug der Buga 2029 gGmbH in die neue Geschäftsstelle in Oberwesel wird derzeit vorbereitet und soll im Sommer vollzogen werden, auch das Gesamtkonzept und die Flächen der Gartenschau im Jahr 2029 stehen bereits weitgehend fest.

So naheliegend der Gedanke nach der höchst erfolgreichen Buga des Jahres 2011 in Koblenz auch war, so fern musste er zunächst allen erscheinen, die sich drei Jahre später auf Schloss Stolzenfels versammelten, um über Zukunftsperspektiven für das Mittelrheintal zu diskutieren. Vertreter der Wirtschaft und der Kultur, Natur- und Denkmalschützer, Ministerielle und Eventprofis waren der Gesprächseinladung von Innenminister Roger Lewentz gefolgt – darunter auch die Chefredaktion der Rhein-Zeitung. „Die Rhein-Zeitung hat maßgebliche Anstöße und Impulse für die Idee einer Bundesgartenschau 2029 im Oberen Mittelrheintal gegeben“, erinnerte sich der Anfang des Jahres verstorbene Buga-Geschäftsführer Berthold Stückle. „Und mindestens ebenso wichtig: Ihre Redakteurinnen und Redakteure haben das Thema medial getragen und konstruktiv begleitet.“

Eine Art Ideenfabrik, ein „Thinktank“, sollte das Treffen im Jahr 2014 sein. Anstöße für die Einberufung der illustren Runde hatten auch mehrere meinungsstarke Artikel in der Rhein-Zeitung gegeben, die die Lage des Rheintals analysierten: wirtschaftliche Probleme, in der Folge kaum Jobs für jüngere Menschen, Abwanderungsprozesse, eine überalterte Bevölkerung und in der Summe eine touristische Infrastruktur, die zwar etliche Leuchttürme aufzuweisen hat, an vielen Ecken und Enden aber auch im Dornröschenschlaf liegt. Fazit: Das Welterbe stirbt in Schönheit und Lethargie, wenn nicht neue Strategien und frische Ideen für eine wirtschaftliche, touristische und kulturelle Belebung geboren werden.

Was bereits auf Stolzenfels anklang, nahm beim zweiten Treffen konkret Gestalt an. Diesmal auf Burg Sooneck bei Niederheimbach kam Minister Lewentz gleich zur Sache: Eine Buga im Oberen Mittelrheintal auf einer Strecke von 67 Rheinkilometern, das wäre es doch. Den Groschen konnte man fallen hören – Bundesgartenschauen schaffen es ja immer wieder, neben der beliebten Blumenschau auch Städte und Regionen fit zu machen.

Und nach den durchweg positiven Erfahrungen in Koblenz dürfte ein solches Projekt auf der Woge der Sympathie und Zustimmung surfen ...

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Große Flächen wie hier das Loreleyplateau stehen besonders im Fokus der Planer für die Bundesgartenschau 2029. Foto: Jens Weber  

Was es dann auch getan hat. Die Idee kommt an im Tal. Nicht nur Dutzende von Gemeinden und Städten, auch zwei Bundesländer sind mit Rheinland-Pfalz und Hessen dabei. Die Erwartungen sind groß, nicht nur vielen Besuchern tolle Erlebnisse am Rhein zu bescheren, sondern für die Region wichtige Impulse zu entwickeln. Man traut sich was zu, nicht umsonst wurde die Bundesgartenschau vom ursprünglich angedachten Jahr 2031 auf 2029 vorverlegt.

Seitdem geht's Schlag auf Schlag: 2016 wurde eine Vorstudie erstellt, die Ergebnisse einer umfassenden Machbarkeitsstudie konnten 2017 veröffentlicht werden. 2019 folgte die Gründung der Buga GmbH. Im vergangenen Jahr dann haben der Buga-Aufsichtsrat und die Buga GmbH einen weiteren wichtigen Schritt nach vorn gemacht: Seitdem steht fest, wo im Welterbe Oberes Mittelrheintal die Attraktionen entstehen sollen und wie viel Geld jeweils investiert wird. Prinzipiell wird die Schau auf vier Säulen stehen: den massentauglichen Schwerpunkten, die zugleich Entwicklungsprojekte sind, den blühenden Buga-Gärten sowie zusätzlichen Glanzpunkten mit sogenannten Korrespondenz- sowie mit Bürgerprojekten. Die Herausforderung liege darin, die Gartenschau zu nutzen, um den gesamten Landschaftsraum des Unesco-Weltkulturerbes planerisch, touristisch und infrastrukturell weiterzuentwickeln, so lautet das Credo.

Insgesamt 108 Millionen Euro stehen der Buga 2029 zur Verfügung. Rückwärts gerechnet, entspricht dies etwa 460 Euro pro Einwohner im Buga-Gebiet. Aus diesem Topf wird auf den sogenannten Schwerpunktflächen in Entwicklungsprojekte, also nach Ende der Schau weiterbestehende Attraktionen, in Höhe von bis zu 50 Millionen Euro investiert.

Der Aufsichtsrat hat beschlossen, dass Flächen in Lahnstein, auf dem Loreleyplateau, rund um die Burg Rheinfels in St. Goar, in Trechtingshausen, am Park am Mäuseturm in Bingen sowie im Umfeld des Burggrabens von Burg Klopp, im Hafenpark und am Hindenburgdamm in Rüdesheim sowie in den Grünanlagen in Rüdesheim-Assmannshausen besonders im Fokus stehen.

Zweite Säule der Gesamtveranstaltung sind die Buga-Gärten. Mit ihnen werden zeitlich befristete Angebote geschaffen, etwa klassische Bundesgartenschauelemente wie Themengärten oder Veranstaltungen. Zu diesen Flächen zählen in Koblenz die Festung Ehrenbreitstein und das Kurfürstliche Schloss, das Kloster in Kamp-Bornhofen, in St. Goar das Umfeld von Burg Rheinfels, das Michelfeld und der Stadtmauergraben in Oberwesel. Weitere Gärten soll es in Lorch, Bingen und Rüdesheim geben. Dritte Säule des Buga-Angebotes werden die sogenannten Korrespondenzprojekte sein – zusätzliche Glanzpunkte, die nicht über den Buga-Haushalt, sondern durch andere Programme der Länder wie etwa die Städtebauförderung bezahlt werden.

Zurzeit ist man dabei, ein Wettbewerbsbüro zu finden, das die Projektgesellschaft bei den anstehenden Gestaltungswettbewerben für die Investitionsflächen der Bundesgartenschau begleitet. Die Ausschreibung dazu erfolgt in den kommenden Wochen. Der langfristige Plan eines Baubeginns 2025 bleibt jedoch bestehen. Michael Stoll

Schwimmende Gärten auf dem Rhein

Wie könnte eine Bundesgartenschau, die sich über 67 Rheinkilometer erstreckt, auch auf dem Fluss stattfinden? Dazu haben Architekturstudierende der Technischen Universität (TU) Darmstadt Ideen entwickelt. Die studentischen Entwürfe lassen das Wasser zum signifikanten Bestandteil der Gartenschau werden. Eine Ausstellung der Entwürfe läuft ab 7. Juli auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Als Hilfsmittel dienten den Studierenden sogenannte Schubleichter. Diese im eigentlichen Sinne als Transportmittel für Schüttgüter genutzten Lastschiffe boten einen flexiblen Rahmen für die Überlegungen. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung erwartet eine studentische Auseinandersetzung mit Fragestellungen in Bezug auf die Gartenschau und ihre Teilbereiche. Entwickelt wurden Ideen von der Schiffsmühle bis zum schwimmenden Wald. Menschen sollen den Rhein, auf Pilzen laufend oder badend, erleben können. Die Konzepte könnten vielfältiger nicht sein.