Hilfe, es brennt!

Refluxkrankheit ist unangenehm und auf Dauer gefährlich

26. März 2022
Hilfe, es brennt!

Foto: Adiano - stock.adobe.com

Die meisten Menschen im mittleren Alter hatten schon einmal im Leben „Sodbrennen“. Häufig nach zu fettem oder säurehaltigem Essen entsteht ein brennender Schmerz zunächst im unteren Bereich der Speiseröhre, gleich über dem Mageneingang. In schweren Fällen ziehen sich die Schmerzen den ganzen Rachenraum hoch bis in die Mundhöhle. Mit diesen Problemen haben mehr als 20 Millionen Europäer hin und wieder zu kämpfen, die Gründe hierfür sind vielfältig und nicht immer ganz harmlos. Von einer Reflux-Krankheit spricht man aber erst, wenn die Beschwerden dauerhaft auftreten und eine entsprechende Diagnostik erfolgt ist.

Wie entsteht die Refluxkrankheit?

Zum einen sind da mechanische Ursachen. Die Speiseröhre passiert an einer Stelle das Zwerchfell, das die Bauchorgane von den Organen des Brustkorbes trennt. Der Durchgang ist passgenau, sodass das Zwerchfell den Magen davon abhält, sich nach oben in Richtung Lunge und Herz zu wölben. Bei einem Zwerchfellbruch ist dieser Verschluss unvollständig. Kommt dann noch ein nicht richtig funktionierender Schließmuskel des Übergangs von der Speiseröhre zum Magen hinzu, kann die Magensäure zurück in die Speiseröhre fließen, „Reflux“. Neben diesen anatomisch bedingten Ursachen verursachen auch manche Nahrungsmittel den unvollständigen Verschluss des Magens. So erschlafft beim Alkoholkonsum die Muskulatur auch am Mageneingang, sodass, vorwiegend im Liegen, der Mageninhalt wieder zurück in die Speiseröhre fließen kann.

Chemielabor Magen

Unser Magen ist wie der Rest unseres Körpers ein Wunderwerk. Die von uns aufgenommene Nahrung wird im Mund zerkleinert und dabei schon initial „verdaut“, aber erst im Magen geht es Möhre und Makkaroni so richtig an den Kragen. Der Magensaft, eine enzymreiche Flüssigkeit, enthält unter anderem Salzsäure und Pepsinogen, die bei einem pH-Wert zwischen 1,0 und 1,5 (sehr sauer!) dafür sorgen, dass Nahrungsproteine denaturiert, sondern auch Mikroorganismen zerstört werden. Ohne Schutzschicht könnte unser Magen die Anwesenheit von Salzsäure nicht tolerieren, also gibt es die Mucosa, die gemeinsam mit einer Schleimschicht dafür sorgt, dass kein Schaden entsteht. Ist diese Schicht beschädigt, spricht man von einem Magengeschwür. Die Speiseröhre verfügt nicht über eine solche Schutzschicht, gelangt also die saure Magenflüssigkeit zurück in diesen Bereich, verursacht das erhebliche Beschwerden.

Diagnose ist wichtig

Wer anhaltend unter Sodbrennen und Druckgefühl hinter dem Brustbein, Schluckbeschwerden oder sogar „unerklärlichem“ Reizhusten leidet, der sollte sich beim Gastroenterologen untersuchen lassen. Mit einer Magenspiegelung und einer Langzeit-pH-Messung kann man zuverlässig erkennen, ob eine Refluxkrankheit Grund für die Beschwerden ist.

Bei der Diagnose „Refluxkrankheit“ gibt es mehrere Therapieansätze, die vorwiegend auf eine Umstellung der Ernährung abzielen. Medikamente gegen übermäßige Säureproduktion (sogenannte Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol, Pantoprazol und ähnlichen) sind inzwischen in so ziemlich jeder Hausapotheke zu finden, aber Studien zeigen, dass eine Langzeiteinnahme nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen sinnhaft ist. Viel wichtiger ist eine Umstellung der Ernährung, weniger oder kein Alkoholkonsum, lockere, nicht einengende Kleidung und pflanzliche Präparate zur Säureminderung. In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig, die dann zum Beispiel einen Bruch des Zwerchfells verschließt.

So ganz ohne Therapie sollte man die Refluxkrankheit nicht belassen. Unbehandelt besteht die Gefahr von dauerhaften Verletzungen der Speiseröhre, Lungenentzündung (wenn Speisebrei beim Rückfluss in die Atemwege gerät) und sogar Speiseröhrenkrebs.