Diabetes ist die Volkskrankheit Nummer 1 in Deutschland. Über sieben Millionen Erwachsene und rund 32.000 Kinder und Jugendliche sind von der chronischen Stoffwechselerkrankung betroffen, mit steigender Tendenz. Bei mehr als 90 Prozent der Erkrankten wird Diabetes Typ 2 diagnostiziert. Kinder und Jugendliche jedoch haben meistens Diabetes Typ 1. Das ist eine Auto-Immunerkrankung, bei der das Immunsystem Antikörper bildet, die die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstören. Der Körper ist dann nicht mehr in der Lage eigenes Insulin zu produzieren.
Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Marienhaus Klinikums St. Elisabeth Neuwied ist spezialisiert auf die Behandlung betroffener Kinder und Jugendlicher und von der Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert. „Kinder mit Diabetes haben es in ihrem persönlichen Umfeld häufig schwerer als andere Kinder“, sagt Oberärztin Renate Meyer. Es ist wichtig, dass ihre Eltern und sie über die Erkrankung und die Behandlung gut informiert sind. „Deshalb bieten wir den Kindern regelmäßig, meistens in den Ferien - spezielle Schulungen an, in denen wir sie fit machen, um mit ihrem Diabetes gut zurecht zu kommen“, berichtet Daniela Kondic, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin und Diabetesberaterin (DDG). Auch in den Pfingstferien fand wieder eine solche Schulung statt. Fünf Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren nahmen an den vier Terminen teil. Sie alle stehen vor dem Wechsel in die weiterführende Schule.„Das ist ein Entwicklungsschritt, den wir begleiten“, sagt Sonja Thiel, Gesundheits- und Krankenpflegerin und Diabetesberaterin (DDG).
Da ihr Körper kein eigenes Insulin produziert, können die Folgen im Alltag fatal sein. Wenn die Kinder Kohlenhydrat haltige Nahrung zu sich nehmen - das sind neben Süßigkeiten auch Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Nudeln, Brot, aber auch süße Früchte - dann steigt der Blutzuckerspiegel an. Denn durch die Verdauung werden die Kohlenhydrate in Zucker aufgespalten und gelangen ins Blut. Bei einem gesunden Menschen, sorgt das Insulin dafür, dass die Zuckermoleküle von den Körperzellen aufgenommen und in Energie umgewandelt werden. Bei Diabetikern reichern sich die Zuckermoleküle im Blut an. Der Körper reagiert darauf mit starkem Durst, gleichzeitig fehlt dem Körper Energie und die Patienten fühlen sich schlapp. Im schlimmsten Fall entgleist der Zuckerwert und die Kinder fallen ins Koma.„Und das ist lebensbedrohlich“, so Renate Meyer. Der Ausbruch dieser Erkrankung kann nicht verhindert werden und sie ist auch nicht heilbar. Dennoch können die Kinder heute dank der modernen Medizin ein normales Leben führen und gesund groß werden.
Deshalb lernen die Kinder an den vier Schulungstagen im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth wie sie mit ihrer Insulinpumpe umgehen, die Werte ablesen und interpretieren, wann sie wieviel Insulin brauchen, wie sie die Kohlenhydrate in den Nahrungsmitteln abschätzen und wie sie selbständig den Katheter und Sensor wechseln.
Ein ganz wichtiges Thema ist die Veränderung der Zuckerwerte bei Bewegung und beim Sport. Da gibt es einige Regeln zu beachten, denn bei körperlicher Bewegung sinken die Zuckerwerte schneller ab. Die Kinder berichten, dass sie die Insulinmenge vor dem Sport reduzieren und immer wieder die Werte kontrollieren. „Vor allem müsst ihr darauf achten, wie es euch geht“, schärft Sonja Thiel den Kindern ein. „Wenn ihr in den Unterzucker geratet, also wenn der Blutzucker zu sehr absinkt, dann fühlt ihr euch zittrig, das spürt ihr.“ Deshalb sei es wichtig, dass sie für diese Fälle immer Traubenzucker dabei haben. Die Glukose geht direkt ins Blut und sorgt dafür, dass der Zuckerwert wieder ansteigt.

Um ganz praktisch zu üben, was die Kinder bei Bewegung beachten müssen, hat das Diabetesteam mit ihnen im Rahmen der Schulung eine Trampolinhalle besucht. Finanziert wurde dieser Ausflug vom Förderverein Sonnenschein und von der Neuwieder Bürgerstiftung. „Dabei konnten die Kinder erleben, dass sie trotz Diabetes mit Spaß und Freude Sport treiben können, wie alle anderen Kinder auch“, sagt Renate Meyer. Richtig einge-stellt und mit entsprechender Schulung kann jeder Patient und jede Patientin mit Diabetes gut und ohne große Einschränkungen leben. „Und dabei helfen wir“, so Renate Meyer.