"Die Geburt war wundervoll“, strahlt Sabrina Pöltl. Die junge Mutter hat drei Tage zuvor im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Neuwied (MHK) ihr viertes Kind zur Welt gebracht. Es war ihr erster Kaiserschnitt, und sie hatte dafür eigens Kontakt mit Frank Scheulen aufgenommen. Der Oberarzt der Gynäkologie war ihr nämlich von ihrer Hebamme empfohlen worden. Diese hatte früher mit Scheulen zusammengearbeitet und wusste, dass er „Sectio-Bonding“ anbietet, bei der der Mutter das Neugeborene unmittelbar nach der Kaiserschnittgeburt noch während des Eingriffs auf die Brust gelegt wird. Dieser erste Hautkontakt nach einer Geburt wird als Bonding bezeichnet und ist prägend für die langfristige emotionale Verbindung zwischen einem Neugeborenen und seinen Eltern. Bei spontanen Geburten wird Bonding schon seit einigen Jahrzehnten praktiziert, bei Kaiserschnittgeburten ist es aber bislang nicht üblich. Frank Scheulen hat das im MHK nun geändert: Sabrina Pöltl war die Erste, der er direkt nach dem Kaiserschnitt das Neugeborene in die Arme gelegt hat.
Scheulen arbeitet seit Anfang 2023 im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth. Zuvor war er 13 Jahre als Leitender Oberarzt in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe eines Krankenhauses in Bensberg tätig. „Ich habe inzwischen die Geburt von mehreren tausend Babys begleitet“, sagt er. Sein Schwerpunkt ist die „Friedliche Geburtshilfe“. „Dabei stehen die Wünsche und Bedürfnisse der Schwangeren und Gebärenden an erster Stelle“, betont er. Die Gespräche führt er immer zusammen mit einer Hebamme. „Dabei geht es mir um Respekt, Wertschätzung und Augenhöhe“, so Scheulen. Schon durch kleine Veränderungen im Kreißsaal kann man die Situation für die Gebärenden angenehmer machen.
Bei Sabrina Pöltl stand schon während der Schwangerschaft fest, dass sie einen Kaiserschnitt bekommen würde. „Frank Scheulen hat mich im Vorgespräch gefragt, was ich mir für die Geburt wünsche“, erinnert sie sich. Ihr war der direkte Kontakt zum Neugeborenen, wie sie es durch die anderen drei Geburten kannte, sehr wichtig. Deshalb hat sie gerne das Angebot zur „Sectio-Bonding“ angenommen.
„Ich möchte, dass die Mütter mitbekommen, wenn wir das Kind aus ihrem Bauch holen“, sagt Scheulen. Bei einem normalen Kaiserschnitt können die Frauen das nicht sehen, denn ihr Unterkörper wird durch ein hängendes steriles Tuch verdeckt. Das ist wichtig, damit die Operationswunde keimfrei bleibt. „Bei „Sectio-Bonding“ senken wir jedoch zu dem Zeitpunkt das Tuch ab, in dem wir die Gebärmutter geöffnet habe und am Kind sind“, erläutert er. So sieht die Frau, die Geburt ihres Kindes. Für Sabrina Pöltl war das ein ganz besonderer wunderschöner Moment, „als ich gesehen haben, wie meine Tochter aus meinem Bauch geschlüpft ist“. Anschließend reichte Frank Scheulen ihr das Baby über das Tuch und legte es ihr auf die Brust.
Wenn er den jungen Müttern während des Kaiserschnitts das Kind gibt, sind seine Hände nicht mehr steril. Deshalb trägt er bei diesen Eingriffen zwei Paar Handschuhe übereinander. Das obere Paar kann er einfach ausziehen. Gleichzeitig wird ein neues steriles Tuch aufgehängt. „Wir können die Operation dann unter einwandfreien hygienischen Bedingungen fortsetzen“, sagt er.
„Viele Frauen stillen ihr Baby noch im OP, während wir die Operationswunde nähen“, so Scheulen. „Sie sind mit ihrem Neugeborenen beschäftigt, und es geht ihnen dabei meistens sehr gut“. Genau das bestätigt auch Sabrina Pöltl: „Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt gut aufgehoben und beglückt gefühlt“.