Die Pflege von Angehörigen ist eine verantwortungsvolle und oft zeitintensive Aufgabe. „Eigentlich sollte das niemand ganz allein schultern müssen“, meint Pflegeberaterin Annika Wissen. In der Praxis sei es aber oft so, dass einige Familienmitglieder weit entfernt von der pflegebedürftigen Person wohnen, während andere im gleichen Ort leben. Diese übernehmen dann häufig automatisch den größten Teil der Pflege – und fühlen sich nicht selten alleingelassen. „Dabei können Angehörige auch aus der Distanz einen wichtigen Beitrag leisten und so die oder den hauptsächlich Pflegenden spürbar entlasten“, weiß die Fachfrau.
Die mentale Last teilen
Neben der direkten Versorgung gibt es nämlich viele organisatorische Aufgaben, die ortsunabhängig erledigt werden können. „Entfernt lebende Verwandte können sich etwa um Termine kümmern, Schriftwechsel erledigen und Anträge für Wohnungsumbauten oder Beihilfe stellen“, so Wissen. „Oft hilft schon das Mitdenken, damit die sogenannte Mental Load nicht nur auf einer Person lastet.“
Ideal sei es, eine Helferkonferenz zu veranstalten, an der alle Beteiligten teilnehmen. Die besprochene Aufgabenverteilung wird dann schriftlich festgehalten. „Bei solchen Helferkonferenzen kann auch eine Pflegeberatung unterstützen. Bewährt hat sich die Beratung per Videogespräch, die auch weit voneinander entfernt lebende Verwandte schnell an einen Tisch bringt“, erklärt Wissen.


Den Kreis der Helfenden erweitern
Es müssen aber nicht immer nur Familienmitglieder sein, die die pflegenden Angehörigen vor Ort unterstützen. „Weitere Personen einzubeziehen ist eine gute Idee“, rät die Pflegeexpertin. „So können vielleicht Nachbarn oder Nachbarinnen mal nach dem Rechten sehen oder etwas vom Einkaufen mitbringen. Und auch ehrenamtliche Besuchsdienste für Senioren sind eine wertvolle Möglichkeit, um die Betreuung durch die vor Ort lebenden Angehörigen zu ergänzen und im Alltag zu unterstützen.“ Hier können Helfer aus der Distanz beispielsweise geeignete Angebote recherchieren und den Kontakt vermitteln. Nicht zuletzt gebe es noch eine Unterstützungsmöglichkeit, die auch über die Distanz geleistet werden kann und eigentlich ganz einfach ist: „Zuhören - und zwar sowohl der pflegenden als auch der pflegebedürftigen Person. Denn über Probleme reden zu können, ist fast genauso wichtig wie praktische Hilfe zu erhalten.“ djd