Berichtsheft – Segen oder Fluch?

Die Pflichtübung während der Ausbildung hat einen wichtigen Zweck

21. Juni 2021
Berichtsheft – Segen oder Fluch?

Kurze Notizen während des Tages erleichtern die Berichtsführung. Foto: ©Seventyfour - stock.adobe.com

Für viele Auszubildende ist das Schreiben eines Berichtsheftes eine lästige Pflicht. Diejenigen, die schon früher einmal Tagebuch geführt haben, wissen meist diesen kleinen Tages- oder Wochenrückblick zu schätzen, für jemanden, der es nicht gewohnt ist, bedeutet es zunächst einmal vorwiegend zusätzlichen Aufwand.

Dabei ist das Führen eines Berichtsheftes durchaus sinnvoll, wenn man sich vergegenwärtigt, was alles im Laufe einer Ausbildung geschieht. Vor Dir als Azubi liegen zwei bis dreieinhalb Jahre, in denen sehr viele neue Eindrücke, Informationen, Regeln, Erfolgserlebnisse, aber auch Misserfolge liegen. Die Ereignisse innerhalb einer Ausbildung sind vielfältig und reichen vom Erlernen des notwendigen theoretischen Hintergrundes über die praktische Anwendung bis hin zur Kenntnis von Maschinen, Materialien und: Menschen. Ausbildung ist kein Inselprojekt, sondern immer auch ein Kennenlernen anderer Charaktere, das Zusammenspiel von Teams und der eigene Platz in solchen Gemeinschaften. Hakt es da einmal, hilft nicht WD40, für zwischenmenschliche Konflikte bedarf es anderer „Werkzeuge“, die aber ebenso wichtig sind wie ein Schraubenschlüssel. Was hat das Berichtsheft damit zu tun? Ganz einfach. Es begleitet die Auszubildenden wie ein Tagebuch und bietet Platz für wichtige Informationen fachlicher Natur, aber auch Tipps und Erkenntnisse jeglicher beruflicher Art, die man in seiner Ausbildung gewinnen kann. Ohne Berichtsheft wird die Zulassung zur Prüfung verweigert, das sollte aber nicht das gute Verhältnis zum Berichtsheft trüben, sondern eher dessen Wert unterstreichen.

Wem es schwerfällt, regelmäßig Berichtsheft zu schreiben, dem helfen vordatierte Seiten, in denen man sich eine Struktur geben kann. Auf jede Seite gehört der Name, das Ausbildungsjahr und der Berichtszeitraum. Seinen Tages- oder Wocheneintrag kann man in theoretische und praktische Lerninhalte unterteilen, kann Platz für die Beschreibung von neuen Maschinen, Materialien und Prozessen aufzeichnen. Ob man sein Berichtsheft handschriftlich, mit Word oder Excel oder per Online-Software führt, ist egal, die Hauptsache ist, dass nicht am Ende der Ausbildung hektisch drei Jahre lang dieselben Inhalte nachgetragen werden. Die Inhalte können in Stichpunkten verfasst werden, aber auch in Fließtext, bei Letzterem ist es später oft einfacher, die Inhalte zu erinnern.

Die Inhalte aus der Berufsschule gehören ebenfalls in ein Berichtsheft. Hier kann man aufzählen, welche Stoffe behandelt wurden. Hilfreich ist hier immer ein Hinweis auf die verbundene Fachliteratur und Seitenangaben, wo man die Inhalte noch einmal ausführlich nachlesen kann. Für die Prüfungsvorbereitung kann ein Berichtsheft ein Segen sein, denn in ihm können sich Beschreibungen von Erlebtem wiederfinden, die man sonst in keinem Fachbuch so finden kann. Wer die Vorbereitung für sein erstes Kundengespräch aufschreibt, wird es mehr verinnerlichen, als wenn es irgendwo abgeschrieben ist.

Dein Arbeitgeber ist verpflichtet, das Material für ein Berichtsheft zur Verfügung zu stellen, es gibt hierfür aber auch vorbereitete Seiten. Integriert in das Berichtsheft sind bei manchen Ausbildungen sogenannte Fachberichte, in denen anlässlich der Zwischenprüfung bestimmte Wissensinhalte detailliert beschrieben werden müssen. Wer von Beginn an sein Berichtsheft regelmäßig führt, für den ist ein solcher Bericht kein Problem.

Das Berichtsheft zu führen ist ein Teil der Ausbildung, also muss der Ausbildungsbetrieb ausreichend Zeit zur Verfügung stellen, damit man regelmäßig daran arbeiten kann. Der Ausbilder ist verpflichtet, das Berichtsheft regelmäßig, spätestens ein Mal im Monat zu prüfen. J.S.