Inwiefern sehen Sie Chancen, ein regionales digitales Flächenmonitoring einzuführen, um Gewerbeflächen effizienter zu nutzen?
Ein digitales Flächenmonitoring auf regionaler Ebene ist aus unserer Sicht ein wirksames Instrument zur bedarfsgerechten Gewerbeflächenentwicklung. Es ermöglicht eine transparente, zentrale Übersicht über verfügbare, geplante und potenziell aktivierbare Flächen – und vereinfacht damit die Standortsuche für Unternehmen erheblich.
Darüber hinaus bildet ein solches Monitoring die Grundlage für eine strategische, vorausschauende Flächenpolitik, die sowohl aktuelle Bedarfe als auch langfristige Entwicklungstrends berücksichtigt. Durch die Integration in kommunale GIS-Systeme und die Verknüpfung mit Informationen zu Infrastruktur, Flächenpotenzialen und rechtlichen Rahmenbedingungen entsteht eine fundierte Entscheidungsbasis für die Entwicklung von Flächen.
Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Digitalisierung in den kommunalen Verwaltungen im Landkreis Neuwied?
Die Digitalisierung in den kommunalen Verwaltungen hat in den vergangenen Jahren zwar an Fahrt aufgenommen, befindet sich insgesamt aber noch in einem ausbaufähigen Zustand. Die Einführung vollständig digitaler Verwaltungsabläufe – insbesondere für Genehmigungs- und Antragsverfahren – verläuft vielerorts zu langsam.
Was Unternehmen brauchen, sind schnelle, transparente und vollständig digitale Verfahren: von der Gewerbeanmeldung über Bauanträge bis hin zu Förderanträgen. Eine moderne, effiziente Verwaltung muss digital erreichbar sein – unabhängig von Öffnungszeiten und Standort. Hier besteht weiterhin deutliches Verbesserungspotenzial.
Welche konkreten Schritte halten Sie für notwendig, um Verwaltungsprozesse noch stärker zu digitalisieren und serviceorientierter zu gestalten?
Verwaltungsverfahren müssen konsequent digitalisiert, standardisiert und medienbruchfrei gestaltet werden. Die Einführung eines digitalen „One-Stop-Shops“ für Unternehmen, in dem alle relevanten Antrags- und Genehmigungsverfahren zentral gebündelt werden, wäre ein wesentlicher Schritt in diese Richtung.
Darüber hinaus sollte das „Once-Only-Prinzip“ umgesetzt werden, sodass Unternehmen ihre Daten nur einmal bereitstellen müssen – und diese verwaltungsintern weiterverwendet werden. Entscheidend ist eine nutzerfreundliche Gestaltung, damit digitale Verwaltungsangebote tatsächlich genutzt und als Erleichterung empfunden werden.
Matthias Dahmen, Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald
Auch das Handwerk kämpft mit Nachwuchssorgen. Welche Maßnahmen sind erforderlich, um junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern? Welche erfolgreichen Initiativen oder Kampagnen der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald gibt es bereits, die konkret Nachwuchs gewinnen konnten?
Ebenso wie andere Wirtschaftszweige und Branchen steht auch das Handwerk seit Jahren vor der Herausforderung, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Diese Aufgabe ist nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern auch eine gesellschaftliche, denn das Handwerk ist der Motor vieler regionaler Wirtschaften. Es bietet nicht nur vielfältige und kreative Berufsmöglichkeiten, sondern auch Perspektiven für eine langfristige und stabile Karriere.
Gemeinsam mit anderen Handwerksorganisationen wurden verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, um den Nachwuchs für das Handwerk zu gewinnen und das Berufsbild positiv zu besetzen:
Mit dieser Kampagne werden junge Menschen angesprochen. Durch gezielte Social-Media-Aktionen, Werbespots und Kooperationen mit Schulen wird versucht, das Interesse für eine Ausbildung zu wecken und das Handwerk als zukunftsfähigen, kreativen Wirtschaftszweig darzustellen.
- Berufsorientierungstage und Praktikumsbörsen
In Zusammenarbeit mit Schulen organisieren wir regelmäßig Berufsinformationstage und Praktikumsbörsen, bei denen Schüler die Möglichkeit haben, direkt mit Handwerksbetrieben in Kontakt zu treten. Diese Veranstaltungen haben sich als sehr erfolgreich erwiesen, da sie den Jugendlichen einen praktischen Einblick in die verschiedenen Berufsfelder bieten.
Azubi-Awards und Wettbewerbe
Ein weiterer erfolgreicher Ansatz war die Einführung von Azubi-Wettbewerben, bei denen junge Handwerker ihr Können unter Beweis stellen können. Diese Wettbewerbe fördern nicht nur den Teamgeist und die Motivation, sondern zeigen auch die Vielseitigkeit und den Stolz, der mit einer Ausbildung im Handwerk verbunden ist.
- Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen und Betrieben
Um den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern, pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben, die Praktika anbieten. Diese Kooperationen sorgen dafür, dass die Jugendlichen direkt vor Ort Unterstützung und Orientierung erhalten und daraus oftmals ein Ausbildungsplatz entsteht.
Welche Rolle spielen Schulen und lokale Bildungseinrichtungen bei der Gewinnung von Nachwuchs für das Handwerk? Gibt es hier bereits erfolgreiche Kooperationen?
Schulen und lokale Bildungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der Gewinnung von Nachwuchs für das Handwerk. Sie sind oft die erste Anlaufstelle, um junge Menschen für handwerkliche Berufe zu sensibilisieren, über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren und Talente frühzeitig zu erkennen und zu fördern.
Gerade durch die enge Zusammenarbeit mit Schulen können die Innung und die Kreishandwerkerschaft frühzeitig Interesse am Handwerk wecken – sei es durch Berufsorientierungstage, Praktika, Projektwochen oder durch Handwerksbotschafterinnen und -botschafter, die direkt in den Unterricht kommen und aus ihrer Praxisberichten.
In unserem Kreis gibt es bereits erfolgreiche Kooperationen mit verschiedenen allgemeinbildenden Schulen. Besonders hervorzuheben sind Partnerschaften, bei denen Betriebe und Schulen regelmäßig zusammenarbeiten, um den Schülerinnen und Schülern praxisnahe Einblicke zu ermöglichen. Auch gemeinsame Veranstaltungen mit der Agentur für Arbeit und regionalen Ausbildungsbörsen zeigen Wirkung und steigern das Interesse am Handwerk nachhaltig.
Solche Kooperationen sind ein wichtiger Baustein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und das Handwerk als attraktiven Karriereweg zu positionieren. Unser Ziel ist es, diese Zusammenarbeit weiter auszubauen und noch mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern.