Der Landkreis Neuwied zählt zu den wirtschaftlichen Kraftzentren im Norden von Rheinland-Pfalz. Mit rund 12.000 Unternehmen, mehr als 65.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 6,4 Milliarden Euro ist die Region ein zentraler Motor zwischen Bonn und Koblenz. Doch dieser Erfolg kommt nicht von allein. Eine neue Agenda der IHK Koblenz fasst zusammen, was in den vergangenen Jahren erreicht wurde und welche Themen nun auf der politischen und wirtschaftlichen Prioritätenliste ganz oben stehen.
Zwischen Rückblick und Aufbruch
Die vergangenen Jahre haben den Standort Neuwied geprägt – durch Krisenbewältigung ebenso wie durch strategische Investitionen. Mitten in der Corona-Pandemie organisierten Unternehmen gemeinsam mit der Karl-Hack-Stiftung unter dem Projektnamen „Operation Asterix” innerbetriebliche Impfkampagnen, um Mitarbeitende frühzeitig zu schützen und Produktionsausfälle zu minimieren.
Ein weiterer Meilenstein war der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Mit über 35 Millionen Euro Fördermitteln aus dem „Graue-Flecken-Programm“ des Bundes wurde insbesondere das Gewerbegebiet in Großmaischeid an das Glasfasernetz angeschlossen. Auch unterversorgte Haushalte, Schulen, Kliniken und mittelständische Betriebe profitierten von den Investitionen.
Technik trifft Talent - der Bildungsstandort Neuwied
Ein echter Fortschritt für die Fachkräftesicherung ist der technische Campus der IHK-Akademie Koblenz in Neuwied. Auf über 2.000 Quadratmetern stehen seit 2019 modern ausgestattete Werkstätten und Unterrichtsräume für die Bereiche Elektro-, Metall- und Schweißtechnik sowie Pneumatik, CNC, SPS und Hydraulik zur Verfügung. Im Jahr 2023 wurden weitere 2,5 Millionen Euro für die Digitalisierung der überbetrieblichen Ausbildung investiert. Die Fachkräfte von morgen lernen hier bereits heute mit Technologien der Industrie 4.0.
Wo der Schuh drückt - und was jetzt getan werden muss
Trotz vieler Erfolge gibt es Herausforderungen, die konsequent angegangen werden müssen. Ganz oben auf der Agenda steht der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Besonders der Engpass bei Straßenhaus wird als Hemmnis gesehen. Die Ortsumgehung ist zwar mit höchster Priorität im Bundesverkehrswegeplan 2030 enthalten, wurde jedoch bislang nicht umgesetzt. Dabei ist die Verbindung zur A3 für viele Unternehmen im Kreis essenziell.
Auch der Mangel an verfügbaren Gewerbe- und Industrieflächen bereitet Sorgen. Eine regionale Analyse hat ergeben, dass der Bedarf bis 2035 erheblich steigen wird. Um Investitionen nicht zu gefährden, fordert die IHK eine vorausschauende Flächenpolitik, die Genehmigungsverfahren beschleunigt und interkommunale Kooperationen stärkt.
Fachkräfteallianz Neuwied: Gemeinsam gegen den Mangel
Bereits 2019 wurde auf Initiative der IHK und der Wirtschaftsförderung die Fachkräfteallianz Neuwied ins Leben gerufen – ein Netzwerk aus neun Institutionen, das Nachwuchsgewinnung, Qualifizierung und Arbeitgeberattraktivität gezielt fördert. Der Fokus liegt besonders auf dem gewerblich-technischen Bereich, in dem viele Unternehmen auch künftig händeringend Fachkräfte suchen werden. Die Allianz setzt auf Synergieeffekte und regionale Vernetzung, um gemeinsam mehr zu erreichen.
Was die IHK konkret tut
Die IHK-Regionalgeschäftsstelle Neuwied unterstützt die wirtschaftliche Entwicklung mit konkreten Projekten und Plattformen.
• Regionale Wirtschaftsgespräche: In Kooperation mit den Verbandsgemeinden bringt die IHK Unternehmer:innen zusammen, um branchenübergreifend Herausforderungen zu diskutieren und Lösungen zu entwickeln.
• Fachkräfte sichern: Ob Azubi-Speeddating auf dem Eis oder Schulpatenschaften mit Ausbildungsbetrieben – die IHK setzt auf kreative Formate, um junge Menschen für eine Ausbildung und regionale Unternehmen zu begeistern.
• Junges Unternehmernetzwerk: Die IHK bietet Unternehmerinnen und Unternehmern unter 40 Jahren eine Plattform zum Austausch, zur Vernetzung und zur Entwicklung neuer Ideen. Im Landkreis sind bereits über 30 Personen aktiv.
Standort mit Zukunft - wenn alle mitziehen!
Der Landkreis Neuwied hat das Potenzial, auch in Zukunft ein wirtschaftliches Schwergewicht zwischen Rhein und Westerwald zu bleiben. Dafür braucht es entschlossene Investitionen, schnelle Entscheidungen und eine enge Zusammenarbeit von Unternehmen, Verwaltung und Politik. Die IHK-Agenda liefert dazu eine klare Roadmap und macht deutlich: Die Zukunft ist nicht nur planbar, sondern auch gestaltbar.