Ein verlässlicher Partner der heimischen Wirtschaft

20. Juni 2025
Ein verlässlicher Partner der heimischen Wirtschaft

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Thomas Paffenholz, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Neuwied, und Marc Sinkewitz, Vorstandsmitglied Sparkasse Neuwied

Welche Rolle spielt die Sparkasse als regionales Finanzinstitut bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen wie Inflation und Zinsanstieg für lokale Unternehmen?

Thomas Paffenholz:
Die vergangenen Jahre waren für alle herausfordernd. Mit einem Höchststand der Inflation von fast 12 Prozent im Herbst 2022 hat die Preisentwicklung viele Geschäftsmodelle unter Druck gesetzt. Die EZB hat in der Folge mit deutlichen Zinsschritten reagiert, um die Inflation wieder auf das angestrebte Ziel von rund zwei Prozent zurückzuführen – mit Erfolg. Inzwischen erleben wir eine Phase der geldpolitischen Normalisierung. Die hohe Inflation und die durch die EZB drastisch erhöhten Leitzinsen blieben aber nicht ohne Auswirkungen auf die Konjunkturentwicklung und das Insolvenzgeschehen. Zwei Jahre ohne Wachstum führten in letzter Konsequenz die Firmenpleiten auf den höchsten Stand seit 20 Jahren. Auch wenn sich die Lage stabilisiert, bleibt sie angespannt, da die Risiken sich verändert haben: Die Auswirkungen der geopolitischen Spannungen und vor allem die unberechenbare Politik in den USA verunsichern viele Betriebe – besonders vor dem Hintergrund einer bisher sehr engen transatlantischen Zusammenarbeit, insbesondere in Sachen Sicherheit und Wirtschaft.

Als Sparkasse in Stadt und Kreis Neuwied verstehen wir uns als verlässlicher Partner der heimischen Wirtschaft – gerade in herausfordernden Zeiten. Unsere Stärke liegt in der Nähe zu unseren Kunden: Wir kennen die regionale Wirtschaftsstruktur, die Branchen und die unternehmerischen Herausforderungen. So können wir individuell beraten, gemeinsam tragfähige Finanzierungsstrategien entwickeln, um auch in unsicheren Zeiten handlungsfähig zu bleiben.

Welche Finanzierungsangebote sehen Sie derzeit als besonders relevant, um Unternehmen im Landkreis Neuwied in Wachstums- und Krisenzeiten zu begleiten?

Marc Sinkewitz: In einer zunehmend komplexen und global vernetzten Wirtschaftswelt ist es unser Anspruch, Unternehmen nicht nur durch klassische Kredite zu unterstützen, sondern auch mit strategischem Know-how zur Seite zu stehen. Ein Beispiel dafür ist unser Engagement im Auslandsgeschäft: Wir haben uns im vergangenen Jahr neu aufgestellt und unsere Leistungsfähigkeit durch die Kooperation mit der S-International Mittelhessen deutlich gestärkt. Damit bieten wir unseren Kunden Zugang zu internationaler Expertise, um auch grenzüberschreitende Vorhaben sicher und effizient zu finanzieren.

Gleichzeitig bleibt das Thema Nachhaltigkeit ein zentraler Faktor unternehmerischer Entscheidungen – auch wenn es aktuell im politischen Diskurs etwas in den Hintergrund zu rücken scheint. In der Praxis sehen wir: Unsere Kunden suchen gezielt nach tragfähigen Finanzierungsstrategien, um ökologische und soziale Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg zu verbinden. Hier bieten wir neben fundierter Beratung auch Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln auf Landes- und Bundesebene.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Finanzierung von Transformations- und Digitalisierungsprozessen. Viele Unternehmen im Kreis Neuwied stehen vor der Herausforderung, den demografischen Wandel aktiv zu gestalten und gleichzeitig technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz für sich zu nutzen. Deshalb setzen wir nicht nur auf individuelle Finanzierungslösungen, sondern auch auf den Austausch – etwa im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Erfolgsfaktor KI“, mit der wir Impulse geben und Raum für Vernetzung schaffen. 

Der Kommunale Finanzausgleich führte zuletzt zu teils deutlichen Steuererhöhungen im Landkreis. Welche alternativen Ansätze sehen Sie, um stabile Kommunalfinanzen sicherzustellen?

Thomas Paffenholz: Die Finanzlage vieler Städte und Gemeinden ist seit Jahren angespannt. Die Ursachen sind vielfältig: Eine chronische Unterfinanzierung, stetig steigende Ausgaben und zugleich stagnierende oder sinkende Steuereinnahmen verschärfen die Situation zusehends. Ausgeglichene Haushalte sind inzwischen eher die Ausnahme als die Regel – allein im ersten Halbjahr 2024 belief sich das kommunale Defizit bundesweit auf 17,2 Milliarden Euro. Das ist ein deutlicher Hinweis auf ein strukturelles Problem, das auf Bundes- und Landesebene gelöst werden muss – nicht zuletzt im Sinne des Konnexitätsprinzips: Wer den Kommunen Aufgaben überträgt, muss auch für eine ausreichende finanzielle Ausstattung sorgen.

Als Sparkasse können wir diese Rahmenbedingungen nicht unmittelbar verändern, aber wir können auf regionaler Ebene einen wesentlichen Beitrag leisten. Dieser besteht darin, die regionale Wirtschaft zu stärken, beim Ausbau mitzuwirken und Investitionen zukunftsgerichtet zu begleiten. Wenn Unternehmen wachsen, entstehen Arbeitsplätze, Einkommen steigen – und in der Folge auch die Einnahmen der Kommunen. So tragen wir als Sparkasse Neuwied dazu bei, dass unsere Region noch attraktiver wird – für Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für Investoren. Diesen Beitrag verstehen wir seit nunmehr über 175 Jahren als Teil unseres Auftrags und als Investition in die Zukunft unserer Heimat und der Menschen, die hier leben.

Die jüngsten Krisen haben gezeigt, wie schwerfällig Verwaltungsprozesse teilweise sind. Welche positiven Erfahrungen haben Sie während der Krisen gesammelt, und wie lassen sich diese dauerhaft etablieren?

Thomas Paffenholz: Die Krisen der vergangenen Jahre haben eines sehr deutlich gezeigt: In Krisensituationen muss nach der jeweiligen, momentanen Lage, flexibel und entschlossen gehandelt werden. In den Krisenmodus zu schalten ist allerdings kein dauerhaftes Handlungskonzept. Auch wenn wir solche Konzepte gestalten wollen, sind die Möglichkeiten durch die überbordende Bürokratie eingeschränkt. Scheinbar geht die jahrelange Selbstverpflichtung der Politik zum Bürokratieabbau bisher ins Leere – laut einer Analyse der European School of Management and Technology (ESMT) aus dem letzten Jahr hat das Volumen der Gesetzgebung in Deutschland in den letzten 15 Jahren um rund 60 Prozent zugenommen. Die aktuelle Bundesregierung hat sich erneut auf einen Bürokratieabbau verständigt – und wir erwarten als Vertreter der regionalen Wirtschaft, dass dieser Anspruch nun auch spürbar umgesetzt wird. Es braucht echte Reformen, keine neuen Berichtspflichten oder kleinteilige Einzelfallregelungen, um Verwaltungsprozesse zu verschlanken.

Auch bezogen auf unsere eigene Branche wünschen wir uns ein Umdenken. Die von der BaFin im vergangenen Jahr in Aussicht gestellten regulatorischen Erleichterungen für Institute wie die Sparkasse Neuwied wären ein Schritt in die richtige Richtung. Weniger Bürokratie bedeutet für uns: mehr Zeit, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren – die persönliche, individuelle Betreuung unserer Kundinnen und Kunden. Denn gerade in herausfordernden Zeiten ist es entscheidend, schnell, unbürokratisch und verlässlich reagieren zu können.