Welche besonderen Herausforderungen bringt der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität mit sich? Sind die bestehenden Stromnetze im Landkreis Neuwied bereit für die steigenden Anforderungen der Energiewende und zunehmender Elektrifizierung?
Mit Blick auf die Energiewende und den steigenden Verbrauch durch E-Ladesäulen oder auch Wärmepumpen bauen wir unsere Netze bereits jetzt aus, um mehr Leistung bereitstellen zu können und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Beim Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Mobilität liegt die Herausforderung in der Wahl geeigneter Standorte. Diese ergeben sich beispielsweise aus örtlichen Gegebenheiten, dem erwarteten Nutzungsprofil und anderen Faktoren. Was die private Ladeinfrastruktur angeht, so nimmt die Zahl der Wallboxen, welche wir an unser Netz anschließen, kontinuierlich zu.
Welche Rolle spielen Smart-Grid-Lösungen und intelligente Energienetze für Süwag im Landkreis Neuwied? Welche Vision verfolgt Süwag langfristig für den Landkreis hinsichtlich einer klimafreundlichen Energieversorgung?
Wie bereits erwähnt, setzt die Syna auf die Digitalisierung der Netze. Auf diese Weise können nicht nur die Energieflüsse besser überwacht werden, sondern die Netze auch in Echtzeit steuern. Das ist insbesondere mit Blick auf die zunehmende Einspeiseleistung unerlässlich, um die Netzstabilität zu erhalten und den Ausbau bedarfsgerecht voranzutreiben. Die Süwag hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Zugriff auf eine 1 TWh an Strom aus erneuerbaren Quellen zu haben. Bei diesem Ziel spielen die geplanten Energieparks im Landkreis Neuwied eine wesentliche Rolle. Gleiches gilt für zukünftige Projekte, die wir mit der BMR-Süwag-Projektentwicklungsgesellschaft mbH projektieren wollen.
Harald Schmillen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Landkreises Neuwied
Welche Projekte verfolgt die WFG aktuell konkret, um Unternehmen im Landkreis zu unterstützen und den Standort Neuwied zu stärken?
Neben unserem Video- und Podcast-Format „Firmenfacetten im Rhein-Westerwald“, die dazu dienen die Arbeitgeberattraktivität sichtbarer zu machen und zu stärken, bieten wir mit den „Westerwälder Naturtalenten“ ein Buchformat an, in dem sich Ausbildungsbetriebe vorstellen können. In diesem Jahr finden für Unternehmen rund um das Thema „Holz“ wieder die Westerwälder Holztage statt. Eine mehr tätige Veranstaltung (mit Fachbesuchertage in diesem Jahr insgesamt vier Tage), die sich den Stärken und der Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette entlang des Werkstoffes Holz widmet. Auch die in diesem Jahr schon vierte Neuwieder Ausbildungsmesse ist dazu geschaffen worden, Ausbildungsbetriebe und potenzielle Auszubildende gezielt zusammenzubringen und voneinander zu erfahren und sich kennenzulernen. Unsere Regionalprodukteinitiative „Naturgenuss Rhein-Westerwald“ zielt auf die Stärkung der Schaffung und Vernetzung regionaler Wirtschaftskreisläufe speziell in Landwirtschaft und Gastronomie. Und die regelmäßig stattfindenden Netzwerktreffen touristischer Akteure verfolgen ebenfalls das Ziel, die Vernetzung und die Zusammenarbeit untereinander zu stärken.
Wir arbeiten sowohl bei unseren Projekten und insbesondere auch in der Regionalvermarktung sehr eng und nachhaltig mit Partnern zusammen. Im größeren Kontext sind dies unsere Nachbarlandkreise, allen voran der Westerwaldkreis und der Kreis Altenkirchen. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Rhein-Sieg-Kreis, der Bundesstadt Bonn, dem Kreis Ahrweiler und dem Kreis Mayen-Koblenz wird derzeit stark ausgebaut und wächst zusehends. Im Landkreis Neuwied sind die Kooperationen sehr stark ausgeprägt und im Grunde sind alle bekannten Institutionen rund um das Thema Wirtschaft mit uns verbunden.
Welche Bedeutung messen Sie Start-ups und innovativen Unternehmen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung bei?
Eine sehr große. Die Gründungsszene, erschien aus unserer Sicht in den letzten Jahren zu erlahmen. Hier ist seit einiger Zeit wieder deutlich mehr Dynamik zu spüren und wir bereiten Konzepte zur konkreten Beratung der Gründungswilligen vor. Dies betrifft in der kurzfristigen Perspektive insbesondere den Wissenstransfer zum Beispiel über heimische Netzwerke oder Aktivitäten, die für die Gründer interessant sein könnten. In der langfristigen Perspektive gehen die Überlegungen bis hin zu einem möglichen Gründungszentrum.
Welche Strategien gibt es, um dem Fachkräftemangel im Landkreis Neuwied zu begegnen?
Da ist zunächst einmal der Ansatz, unsere heimischen Fachkräfte darüber zu informieren, dass im Landkreis Neuwied sehr attraktive und zukunftsweisende Arbeitsstellen vorhanden und Arbeitgeber ansässig sind. Und dazu gehören dann auch direkt alle Aktivitäten, die den heimischen Schulabgängern die Ausbildungsmöglichkeiten im Landkreis Neuwied näherbringen. Einige dieser Aktivitäten habe ich in der ersten Frage erwähnt. Viele unsere Kooperationspartner bereichern dieses Themenfeld mit weiteren eigenen Aktionen und Veranstaltungen.
Wie können Ihrer Ansicht nach Unternehmen und Kommunen zusammenarbeiten, um den Landkreis für Fachkräfte attraktiver zu machen?
Dies ist eine gut formulierte Frage, denn es passiert bereits sehr viel. Das Engagement vieler Unternehmen, beispielsweise im Bereich der Unterstützung ortsansässiger Vereine, ist dankenswerterweise stark ausgeprägt. Übergeordnet betrachtet sollte immer an der gesamten Raumattraktivität der jeweiligen Ortsgemeinde, der Verbandsgemeinde, des Kreises und des direkten Umfeldes gearbeitet werden. Dabei sollte sich daran orientiert werden, wie die Lebenswirklichkeit der Menschen aussieht. Wenn also mein wichtigster Kooperationspartner eine Kommune in einem Nachbarkreis ist, weil ganz einfach die gelebten Verflechtungen dorthin am stärksten sind, sollte man unter anderem auch diesen Kooperationsweg gehen. Da wird vermutlich in Summe nie ein Ende erreicht sein und daher gibt es in diesem Themenfeld auch immer weitere Potenziale.