Erweiterung des eigenen Produkt- und Dienstleistungsportfolios, um Risiken zu verteilen und zu minimieren

31. Mai 2024
Erweiterung des eigenen Produkt- und Dienstleistungsportfolios, um Risiken zu verteilen und zu minimieren

Foto: Thapana Studio - stock.adobe.com

Herr Dahmen, inwiefern hemmen die steigenden Kosten für Personal, Energie und Rohstoffe die Investitionsbereitschaft der Handwerksbetriebe?

Dahmen: Schon meine Mutter sagten immer, Geld kann man nur einmal ausgeben! Daher ist diese Frage schnell beantwortet. Für ein Produkt oder eine Dienstleistung muss man sich bei den Verkaufspreisen an denen des Marktes orientieren – sonst bekommen sie diese nicht verkauft. Von den Verkaufspreisen werden die Kosten, so u. a. auch die für Personal, Energie und Rohstoffe, in Abzug gebracht. Die Differenz ergibt meinen Gewinn. Seit geraumer Zeit müssen wir feststellen, dass diese „Differenz“ im kleiner wird. Ergo – es fehlt an nötigen Investitionsmöglichkeiten für den eigenen Betrieb.

Wie wirken sich hohe Zinsen und Inflation auf Geschäftsstrategien und Preissetzung der Handwerksbetriebe aus?

Dahmen: Inflation führt zu steigenden Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal. Handwerksbetriebe müssen diese zusätzlichen Kosten in ihre Preise einbeziehen, um ihre Rentabilität zu erhalten.

Hohe Zinsen erschweren die Finanzierung von Investitionen. Wenn die Kreditkosten steigen, zögern Handwerksbetriebe möglicherweise, in neue Maschinen, Technologien oder Expansionen zu investieren. Schließlich führen höhere Zinsen auch zu Liquiditätsengpässen, die wiederum auch negative Auswirkungen auf den Betrieb haben.

Eine entsprechende Geschäftsstrategie könnte sein: Die Anpassungsfähigkeit auf sich verändernde wirtschaftliche Bedingungen. Oder auch Erweiterung des eigenen Produkt- und Dienstleistungsportfolios - mit dem Ziel, Risiken zu verteilen und zu minimieren.

Das Handwerk hat sich schon immer an veränderte Markt- und Wettbewerbssituationen angepasst und konnte sich immer behaupten.

Herr Pfaffenholz, welche zukünftigen Projekte oder Initiativen plant die Sparkasse, um die lokale Wirtschaft zu unterstützen?

Pfaffenholz: Als Sparkasse und Partner für die Region unterstützen wir viele Veranstaltungen und Projekte für die lokale Wirtschaft monetär und sind auch persönlich in Wirtschaftsförderungsinitiativen und deren Gestaltung aktiv vertreten. Darüber hinaus bieten wir mit den Veranstaltungen in unseren Geschäftsräumen ein eigenes Informations- und Netzwerk-Forum. Unabhängige Referenten und Wirtschaftsexperten informieren dabei über Themen wie Cybersicherheit in Unternehmen oder Nachhaltigkeit beider Geldanlage.

Darüber hinaus haben wir kürzlich unsere Kompetenz im Auslandsgeschäft ausgebaut und eine Kooperation mit der S-International getroffen. Die Auslands-Experten sind nicht nur für unsere Kundinnen und Kunden da, die bereits im Ausland agieren, sondern begleiten auch alle, die in Zukunft den Schritt ins Ausland wagen möchten.

Herr Schardt, inwiefern beeinflussen die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen Ihre Investitionsentscheidungen, besonders in Bezug auf erneuerbare Energien?

Schardt: Die Süwag hat sich ein Ambitionsniveau für den Ausbau der Erneuerbaren Energien gegeben, welches ihr Zugriff auf 1 TWh Grünen Strom bis 2030 ermöglichen soll. Deshalb ist es für eine erfolgreiche Projektrealisierung in unseren Regionen notwendig, Kooperationen mit Partnem einzugehen, welche Energie benötigen und/oder sich an solchen Projekten beteiligen möchten. Mit diesen Partnern wird die Süwag projektspezifische Finanzierungen etablieren und so den Ausbau von emeuerbaren Energien vorantreiben. Hierbei spielen die kommunalen Beteiligungsmodelle und Bürgerbeteiligungen eine entscheidende Rolle sowohl für die Finanzierung als auch für die regionale Wertschöpfung.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für den Energiesektor in der Region in den nächsten Jahren?

Schardt: Die Herausforderungen der regionalen Energiezukunft sind vielfältig: Bis 2030 will die Süwag gemeinsam mit Partnern den Zugriff auf eine Terrawattstunde regenerativ erzeugten Strom pro Jahr sichem. Die Süwag betreibt 16 Wasserkraftwerke. Aktuell werden die Wasserkraftwerke an der Lahn und am Neckar für maximale Effizienz modernisiert. Das Wasserkraftwerk in Cramberg wird anschließend zum Beispiel zukünftig rund 20 Prozent mehr Strom erzeugen.

Die Süwag betreibt 340 Wärmeversorgungsanlagen. Alle Anlagen werden in den nächsten Jahren dekarbonisiert. Dafür investiert die Süwag einen dreistelligen Millionenbetrag.

Die Netze der Syna sind die Lebensader in den Regionen und das Rückgrat der Energiewende. Die Syna tätigt Rekordinvestitionen von über 1 Milliarde in den nächsten fünf Jahren, um die Bestandsnetze intelligent zu machen, erforderliche Netzkapazitäten zur Verfügung zu stellen, den erforderlichen Netzausbau effizient zu gestalten und somit die Versorgungssicherheit sicherzustellen.

Wie plant Süwag, auf die steigenden Bedürfnisse nach nachhaltiger Energieversorgung zu reagieren?

Wir erleben derzeit eine noch nie dagewesene Bewegung hin zu einer nachhaltigen und autarken Energiewelt. Es besteht ein starkes politisches und kommunales Bedürfnis nach Versorgung mit lokal erzeugter, grüner Energie. Der Ausbau von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen wird eine Schlüsselrolle spielen. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung als regionaler Energieversorger, die Versorgung der Menschen mit sauberer Energie zu ermöglichen. Dafür planen wir nachhaltig in die Entwicklung und den Bau von Wind- und PV-Anlagen zu investieren.