Wie haben die Unternehmen die Pandemie bisher überstanden?
Die Hotel- und Gastronomiebetriebe sowie der Einzelhandel und Freizeiteinrichtungen waren besonders schwer durch den Lockdown betroffen. Die Überbrückungshilfen der Bundesregierung wurden in Anspruch genommen und bis zum 30. Juni 2022 verlängert. Dies ist richtig und wichtig. Positiv ist ebenfalls, dass das Kurzarbeitergeld ebenfalls bis zum 30. Juni 2022 verlängert wurde.
Die Absage diverser Veranstaltungen (Deichstadtfest, Currywurstfestival, Weihnachtsmarkt) hat die Schaustellerbranche, aber auch den Einzelhandel stark getroffen. Viele Unternehmen haben über die verpflichtenden Hygienemaßnahmen hinaus Maßnahmen getroffen, um ihre Mitarbeiter zu schützen und somit den Betrieb aufrechterhalten.
Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt im Landkreis Neuwied?
Erfreulicherweise ist der Arbeitsmarkt derzeit auf einem guten Niveau. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Neuwied liegt bei 4,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich ist sie um 0,9 Prozentpunkte gesunken. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort ist im Vergleich zum Vorquartal wieder gestiegen. Ein Problem bleibt jedoch weiterhin der Fachkräftemangel. Im Durchschnitt braucht es circa vier Monate, bis eine der Agentur für Arbeit gemeldete Stelle besetzt werden kann, Tendenz leider steigend. Um das Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt zwischen Angebot und Nachfrage zu mildern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Schwerpunkte dabei sind die Weiterbildung von eigenen Mitarbeitern oder Arbeitslosen ohne abgeschlossene Ausbildung, aber auch die Akquise von Personal aus dem Ausland, zum Beispiel im Bereich Pflege. Die IHK-Akademie Koblenz bietet eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten an. Zudem ist der technisch ausgerichtete Campus in der Andernacher Straße in Neuwied eine wichtige Säule für die überbetrieblich gewerblichtechnische Ausbildung und die Weiterentwicklung der angehenden Fachkräfte.
Wie steht es mit der Unternehmensnachfolge? Gibt es im Landkreis Neuwied ausreichend Nachwuchs?
Laut Institut für Mittelstandsforschung stehen im Zeitraum 2022 bis 2026 in Rheinland-Pfalz rund 8800 Unternehmen zur Übergabe an. Das Nachfolgegeschehen, auch bei uns im Landkreis Neuwied, wird zukünftig durch einen marktlichen Bereinigungsprozess gekennzeichnet sein. Das heißt, dass Unternehmen mit eingeschränkter Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit aus dem Markt ausscheiden, während erfolgreiche Unternehmen fortbestehen. Dennoch konnten in den vergangenen Jahren vor allem Familienunternehmen ihre Nachfolge sicherstellen.
Die IHK-Initiative „Junges Unternehmernetzwerk Neuwied“ bietet eine Plattform für junge Unternehmer*innen als auch Existenzgründer*innen sich zusammenzufinden, neue Kontakte zu knüpfen, bisherige Erfahrungen auszutauschen und neue Ideen zu finden – auch branchenübergreifend. Ob digitaler Wandel oder Fachkräftesicherung, alle Jungunternehmer*innen müssen Lösungen für ihre Unternehmen finden. Derzeit wird das Netzwerk von ca. 15 Jungunternehmern* innen oder angestellten Führungskräften genutzt und kommt gut in der Region an. Ich freue mich sehr auf diese Weiterentwicklung.
Wie stellt sich der Landkreis Neuwied in Sachen Arbeitskräftegewinnung auf?
Genau aus diesem Grund hat sich im Dezember 2019 die Fachkräfteallianz Neuwied gegründet. Dies ist ein Zusammenschluss aus neun Institutionen mit dem Ziel der Fachkräftesicherung und Ausbildungsförderung im Landkreis Neuwied. Das Netzwerk fördert Synergie-Effekte und eine stärkere Abstimmung der Aktivitäten, um beispielsweise thematische ähnliche Veranstaltungen verschiedener Akteure zu bündeln. Qualifizierter Nachwuchs ist die entscheidende Voraussetzung für den weiteren wirtschaftlichen Erfolg in unserer Region und muss auch weiter beworben und gewonnen werden.
Im Ergebnis werden durch die Vereinigung der verschiedenen Kompetenzen der Netzwerkpartner mit gezielten Projekten Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel entwickelt, die Entwicklung der Region gefördert und somit eine Steigerung der Attraktivität für Arbeitsplatzsuchende erzielt.
In regelmäßigen Abständen finden Sitzungen statt. Ein Schwerpunktthema in diesem Jahr ist unter anderem der Fachkräftemangel im Hotel- und Gaststättenbereich sowie die Rekrutierung von geeigneten Auszubildenden und Fachkräften. Einen Beitrag zur Verbesserung der Perspektiven für eine erfolgreiche Ausbildungs- und Berufswahl leistet der regionale Fachkräftekalender.