Grün macht glücklich
Viele gute Gründe also, um mehr Grün in den Innenbereich zu bringen und wem in Zeiten von bodentiefen Glasflächen das Fehlen der Fensterbank schmerzlich bewusst wird, dem sei ein tröstendes: Es gibt eine Alternative! zugerufen. Die gibt es tatsächlich, auch wenn sie ganz anders aussieht als das Usambaraveilchen von Tante Gertrud.
Vertical Gardening – Gärtnern in der Senkrechten – lautet die Zauberformel und dahinter verbirgt sich ein „Movement“, also eine Bewegung, die mehr Natur in Räume bringen will. Ursprünglich als architektonisches Highlight in Funktionsgebäuden entstanden, wo die schallschluckenden Eigenschaften einer Wand, bepflanzt mit Moos und Pflanzen auch optisch ein Statement boten, zeigte sich schnell, dass diese Form der Wandgestaltung auch für Zuhause eine gute Idee sein kann. Voraussetzung ist, dass Raum und vertikaler Garten zusammenpassen. In einer 30 Quadratmeter-Wohnung wird eine ganze Wand voller Moos und Farnen eher den Eindruck eines Dschungel-Camps vermitteln, der gezielte Einsatz eines „lebenden Bilds“ hingegen kann die Vorteile der lebenden Wand selbst in kleine Wohnräume tragen. Je nach Größe kann die Natur Bilderahmen, Decken und Wände bedecken, allerdings ist die Entscheidung, sich einen vertikalen Garten zuzulegen, deutlich herausfordernder als der Kauf einer Topfpflanze.

Schimmel will niemand, oder?
Pflanzen und Substrat, in dem sie leben sowie Wasser, das Ganze auf einer Wand, das bedeutet sowohl Feuchtigkeit – die in gewissen Umfängen ja durchaus gewollt ist – und Gewicht. Wer also mehr als einen Bilderrahmen mit ein paar Pflanzen in seinem Eigenheim anstrebt, der sollte sich der Hilfe eines Profis versichern. Gemeinsam mit den Fachleuten können Wände und Wohnung auf Tragfähigkeit und Kompatibilität untersucht werden. „Das Gewicht einer lebenden Wand ist hoch, weil zu dem Pflanzengewicht auch die Unterkonstruktion und das Substrat kommt, in dem das Grün wurzelt. Das kombiniert mit Wasser erfordert eine genaue Prüfung, ob eine Wand geeignet ist,“ sagt Gartenbauexpertin Birgit Vollmer. Stimmt das Verhältnis von Wandgröße und Bepflanzung nicht, kann sich Schimmel bilden.
Was blüht denn da?
Wer sich eine lebende Wand zulegen will, der sollte sich vorwiegend auf Halbschatten liebende Pflanzen konzentrieren. „In den meisten Fällen schirmen Gebäude und Fenster viel Licht ab,“ sagt Vollmer, „die Zusammenstellung der Pflanzen sollte sich also nicht nur der Größe des Projektes, sondern auch dem zur Verfügung stehenden Licht anpassen. Neben Moosen und Farnen stehen eine ganze Reihe von Pflanzen zur Auswahl, die man den jeweiligen Bedingungen und dem eigenen Geschmack entsprechend zusammenstellen kann. Systeme für die Bepflanzung gibt es viele, neben Wasser werden die lebenden Bilder oder Wände mit Flüssigdünger versorgt, damit sie gedeihen. Gießen muss man sie natürlich auch, weil Regen in der Wohnung eher selten ist. Dann aber schaffen sie für ihre Wohnungsinhaber eine vollkommen neue, angenehm staubfreie und lärmdämmende Atmosphäre.